25 Feb, 2016

Männer in Arbeit

MarloweSolstice_SEEK

Ich treffe Uli Ott am einem Freitagabend, kurz bevor wir uns beide den Dokumentarfilm „The True Cost“ ansehen. Wir plaudern darüber, ob Männer beständiger sind in ihrem Stil und ihren Look nicht so oft ändern wollen. Und wie viel starke Öko-Kollektionen es für Herren eigentlich gibt? Uli und Manfred Ott werden im März den bundesweit einzigen Ökomode-Laden nur für Männer eröffnen – schräg gegenüber von „Marlowe nature“, ihrem Frauen-Mode-Laden im Hamburger Grindelviertel. Unter Hochdruck renovieren sie gerade den Laden – momentan gilt: „Men at work“.

Ist es schwieriger, Mode für Männer zu verkaufen als für Frauen?

Uli: Wir waren früher einfach limitierter. Wir hatten Männermode – gleich ganz am Anfang. Aber  Mitte bis Ende der 90er Jahre gab es noch keine wirklich coolen Marken und das brachte keinen Spaß. Also haben wir die Männerecke wieder abgeschafft. Manfred hat noch einen Tweed-Anzug der ersten Stunde im Schrank. Aber in den vergangenen drei Jahren kam immer mehr Männer in den Laden – Jungs und Herren – und fragten, ob es auch für sie was zum Anziehen gäbe. Und dann haben wir in unserem minikleinen Laden in Ottensen wieder eine Männerecke eingerichtet mit Bleed, Hempage, Good Society. Und plötzlich hört unsere Nachbarin am Schlump mit ihrem Blumenladen auf und es findet sich kein Nachfolger. Da habe ich Manfred angerufen und er sagte spontan: Und jetzt möchtest du, dass wir da einen Männermode-Laden aufmachen. Ich war völlig aus dem Häuschen. Und jetzt haben wir 70 Quadratmeter mit Terrazzo-Boden und großem Schaufenster und bauen behutsam um.

Aber wie füllt ihr den Laden? Die Orderzeit ist doch längst vorbei.

Gottseidank haben wir zu vielen Labeln lange Beziehungen und die haben ihr Lager für uns geöffnet. Wir haben durchdachte und urbane Kollektionen von Knowledge Cotton,  Armedangels, Recolution, aber auch T-Shirts und Rucksäcke vom jungen Label Mela Wear aus Lüneburg. Übrigens sind wir jetzt auf unserer Ecke ein richtiges „Kompetenzzentrum“ mit vier Läden – Maas, Paletti, Marlowe für Frauen und Marlowe für Männer. Da lohnt es sich auch schon mal von weiter her zu kommen.

Die Zeit ist also reif für einen Männer-Laden?

Ich denke schon. Das liegt vor allem an der Mode, die sich entwickelt hat im Jeans-Bereich und auch im Sportbereich. Es gibt genügend starke Label mit grünem Hintergrund. Und deshalb muss auch die Zahl der Einzelhändler wachsen, um Sichtbarkeit für diese Label zu schaffen. Gerade weil immer noch so viele Menschen sagen, sie wüssten nicht, wo die alternative Mode zu finden ist, es sieht nicht aus oder sie sei ihnen zu teuer. Im Gespräch lässt sich das meistens entkräften.

Unterscheiden sich nicht Männer und Frauen beim Modekauf extrem? Was bedeutet das für eure Boutique?

Männer gelten als beständiger in ihrem Stil. Wenn ihnen ein T-Shirt gefällt, dann kaufen sie gleich fünf davon. Aber wir leben im Jahr 2016 und auch Männer kaufen mehr als früher und wollen mal ein ausdrucksstärkeres Teil. Also brauchen wir neben einer breiten Auswahl an Basics auch in unserer Boutique Abwechslung. Männer beißen sich aber eher an einer Marke fest ist meine Erfahrung. Zur Eröffnung kommt aber tatsächlich ein Hamburger Schauspieler, der geschlechtsspezifisches Einkaufsverhalten auf die Schippe nimmt. Wir proben ja auch gerade – mit unserem Laden und sind gespannt, wie es laufen wird.

Das Team von Grüne Mode drückt euch ganz doll die Daumen!

 

 

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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