29 Apr, 2008
Ex und Hopp mit adidas
In Hamburg rotten in etlichen Stadtteilen die Pflanzecken, die Adidas werbewirksam vor der Präsentation ihren brandneuen Adidas grün-Kollektion im Alten Elbtunnel angelegt hatte. Okay, richtig lustig war, dass im Schanzenviertel schon fünf Minuten, nachdem die adidas-Crew weg war, alle Zitronen vom Baum gepflückt waren, aber wer kommt auch auf die Idee, Zitrusbäume, Palmen und Hortensien aus irgendeinem Blumenladen zu holen, ein bißchen Wasser drüber zu kippen und das dann für „Guerilla gardening“ zu halten. Keiner der adidas-Leute sah aus, als hätte er jemals Erde an den Händen gehabt oder in einem Garten gestanden. Und darüber hat adidas ein Werbe-Video gedreht.
Sicher sollte es „Guerilla Gardening“ sein und die aus Herzogenaurach wollten mit ihrer Kollektion ganz nah ran an die grün-alternative Szene, aber jetzt sieht es nur noch traurig aus. Ohnehin konnte ich auf der Modenschau nicht erkennen, welche der Schuhe und Shirts eigentlich grün – also aus natürlichen und recycelten Materialien – waren. Dafür fuhr ein Teil der bleichen, magersüchtigen Models auf grünen Fahrrädern. Und zum Schluss gab es für alle Gäste, die noch weiter feiern wollten, einen Shuttle-Service mit Mercedes zum z e h n Minuten entfernten Riverside Empire Hotel. So ganz umarmen wollten die adidas-Leute den grünen Lifestyle wohl nicht – zumindest nicht, wenn es heißt, zu Fuß zu gehen.
Sicher haben diese Branchenriesen den Verdienst, die grüne Mode von ihrem Müsli-Image befreit zu haben und sie populär zu machen. Aber wie glaubwürdig ist so ein Engagement? Wir brauchen die dicken Fische, sagte mir jüngst ein Branchenbeobachter. Na ja, ich habe ja schon gestern geschrieben, dass ich eher ein Fan vom schlauen Asterix bin als vom dicken Obelix.
Ach ja, liebe Leser: Ihr seid ja erwachsen. Nur zu. Die grüne Linie von adidas gibt es in adidas originals-Stores. Einer ist beispielsweise in Berlin in der Münzstraße.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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