26 Mrz, 2014

Wohlfühlmodereport

Die Besten

Es gibt keine endgültige Nachhaltigkeit, wenn man diesen Begriff ernst nehmen will. Und auch absolute Fairnis existiert allenfalls als Ideal und wird subjektiv sehr unterschiedlich verstanden werden. Aber es gibt eine Annäherungen an beide Zustände und um solche Annäherungen geht es letztlich auch, wenn wir über grüne, faire oder ethische Mode sprechen.

Welche Marken auf dem Weg zu diesen Zielen bisher wie weit gekommen sind, untersucht unter anderem die Rating-Plattform Rank-a-Brand. Rank-a-Brand will Verbrauchern helfen, gezielt engagierte Marken und Unternehmen zu bevorzugen. Betrachtet wird die Unternehmenskommunikation und die (berichtete) Performance in den Bereichen Klimaschutz, Ökologie und Arbeitsbedingungen.

Für den gerade erschienenden FeelgoodFashion-Report wurden 384 Modemarken untersucht, darunter viele große Mainstreambrands, aber auch kleine(re) grüne. In der Königsklasse (A-Label) treffen wir somit auf viele gute Bekannte: Armedangels, bleed, Freitag, Greenality, hessnatur, MudJeans, Nudie Jeans,  Pants to Poverty, recolution, Saint Basics. Die Auszeichnung ist zweifellos verdient!

In der auch aus Sicht von Rank-a-Brank ebenfalls noch deutlich engagierten Kategorie B ergibt sich ein merkwürdig gemischtes Bild. Zum einen finden sich hier weitere grüne Brands wie KnowledgeCotton, Kuyichi, Veja oder PeopleTree. Hinzu kommen in Sachen Arbeitsbedingungen und Produktökologie führende Outdoor-Hersteller wie Patagonia, Vaude und Jack Wolfskin. Zugleich werden jedoch auch Puma, h&m (nebst Töchtern COS und Weekday), Nike und Timberland in diese Kategorie eingeordnet.

Letztere mit KnowledgeCotton oder PeopleTree auf eine Stufe zu stellen, erscheint mir dann doch sehr gewagt und ist wohl der Erhebungsmethode und den Kriterien geschuldet. Hier wiederholt sich ein Problem, dass uns vor einigen Jahren schon bei einer Studie der CIR zu grüner Mode begegnet ist. Multinationale Konzerne sind eben völlig anders organisiert als kleine Mittelständler. Ein grünes Unternehmen mit 1 bis 5 Mitarbeiter_innen schreibt in der Regel keinen Nachhaltigkeitsbericht, hat keine Nachhaltigkeitsabteilung und auch keine ausgearbeitete Klimaschutz oder Anti-PVC-Strategie. Statt dessen wird im besten Falle bei wirklich jeder Unternehmensentscheidung stets die umweltfreundlichste und fairste Lösung gesucht.

Die Arbeit von ethischen Verbraucherinitiativen wie Rank-a-Brand ist wichtig und die Feelgoodfashion-Studie unbedingt lesenswert. Ich möchte hier auch nicht h&m, Nike oder Puma anklagen. Diese 3 sind tatsächlich deutlich engangierter bei vielen grünen und ethischen Themen als viele andere Textilriesen – wenn auch dennoch weit entfernt von den Leistungen der grünen Vorreiter. Vielmehr möchte ich zu einem kritschen Blick auf Rankings im Allgemeinen aufrufen. Nur schnell das Ergebnis checken führt oft zu einem verzerrten Bild. Es sollte immer auch die Methodik betrachtet werden. Für kommende Rankings würde ich mir einen (noch) offensiveren Umgang der jeweiligen Herausgeber mit dieser Problematik wünschen und vielleicht eine noch differenziertere Einteilung.

Aber auch einige grüne Brands können sicher aus so einem Ranking lernen. Transparenz gehört zur Nachhaltigkeit und auch wer gute Taten und Konzepte vorzuweisen hat, sollte nicht versäumen diese auch zu kommunizieren, genauso wie  die Bereiche, in denen es noch nicht so optimal läuft. So verstandene Vollständigkeit ist ein wesentlicher Grundsatz guter Nachhaltigkeitsberichterstattung und lässt sich mit deutlich weniger Aufwand als in einem großen Bericht auch auf der eigenen Website umsetzen. So haben es auch die Mehrheit der mit A-Label ausgezeichneten Marken ohne einen richtigen Nachhaltigkeitsbericht in die Klasse der besten geschafft.

Der FeelgoodFashion-Report hat übrigens noch eine sehr spannende Kategorie. Sie heißt „Greenwash-Alert“. In diese Kategorie fallen all jene Marken, die zwar in irgendeiner Weise über Nachhaltigkeit kommunizieren, jedoch dabei keine relevanten Informationen über ihr eigenes Handeln liefern und auch sonst miserabel abschneiden. Von den untersuchten 384 Marken besteht bei einem Drittel Greenwashing-Gefahr. Besonders hoch war der Anteil potentieller Grünwäscher übrigens in den Segmenten Schuhe, Unterwäsche, Kinderkleidung und Luxus-Mode. Ein weiterer Beleg, dass sich Unternehmensethik keinesfalls an der Preisklasse festmachen lässt.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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