20 Jun, 2008

Web 2.0 Techniken

Der Kommentar von Manuel ist absolut richtig. Es warten über 70 Kommentare darauf, beantwortet zu werden. Ich habe mich umgesehen, wie andere Bloggerinnen und Blogger das lösen und würde gerne ähnlich reagieren – mit einer Sammelantwort im Blog, die einzelne Fragen aufgreift. Ich bitte aber darum, mir etwas Zeit zu geben und das Zug um Zug zu erledigen. Die Aktion in Hamburg war gestern und außer dem Blog läuft auch das Telefon heiß.

Per se finde ich es nicht verwerflich, mit einer konfrontativen Aktion ein Medienecho zu erzeugen. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen in stiller Einkehr von selbst auf die Idee kommen, sauberer zu produzieren. Es geht auch nicht nur um Tchibo, sondern um Produktionsbedingungen, die in der Textilindustrie gang und gäbe sind und dazu führen, dass Menschen fast rund um die Uhr schuften, damit andere sich billige T-Shirts leisten können. Denkt daran: die Lohnkosten machen nur einen winzigen Bruchteil des Ladenpreises aus.

Ich glaube auch nicht, dass Firmen ihre Lieferanten nicht nennen, weil sie wirklich fürchten, dass sich Horden von Bloggern aufmachen, um selbst nachzuschauen, sondern weil immer noch zuviel im Argen liegt. Zugegeben, ich war nicht dort, wo mein Shirt her kam – Tchibo hat nur die Länder Türkei, Pakistan und Bangladesh genannt. Und was heißt hier „nur“ Hungerlöhne! Fängt das Recht, als Kundin lautstark Fragen zu stellen, erst bei Kindern in einem Kellerloch an, die man selber loskettet? Sicher nicht.

Ich war auf Recherchereisen in den vergangenen Jahren in vielen Produktionsstätten und die Bedingungen waren eben nicht wunderbar. Parallel dazu habe ich beobachtet, wie der Markt für grüne Mode wächst, es gibt also eine Alternative. Natürlich, auch da wird sich noch Spreu vom Weizen trennen, nicht alle Unternehmen sind im grünen Bereich. Ich habe mich deshalb gefreut, dass einige Blogger die Gelegenheit genutzt haben, auch Kommentare zu diesem wachsenden Markt zu schreiben und zur „Revolution im Kleiderschrank“. Nur – verzeiht das Pathos – das Gute blitzt nur im Bösen und deshalb finde ich es richtig, die dunkle Seite der Textilproduktion zu beschreiben. Die meisten Kommentatoren sehen das übrigens genauso.

Einige von Euch haben die Gelegenheit ergriffen, auch auf einander zu antworten. Diesen Bloggern danke ich insbesondere und 1000 Dank für den ganzen Support.

Bitte gebt mir noch etwas Zeit, mich zu sortieren. Als nächstes soll es um die Kooperation von Tchibo und Spreadshirt gehen, für viele war das viel zu kryptisch, was ich dazu geschrieben habe.

Bleibt anständig angezogen.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

4 Kommentare auf "Web 2.0 Techniken"

1 | Klaus Werner-Lobo

Juni 20th, 2008 at 17:01

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mit dieser argumentation hast du völlig recht. außerdem sind die „hungerlöhne“ für erwachsene beschäftigte die ursache dafür, dass eltern ihre kinder nicht ernähren können und diese dann arbeiten gehen müssen. und ob sie das dann auf der straße als schuhputzer oder in einem zulieferbetrieb für tschibo & co. machen ist eigentlich egal.

gratulation jedenfalls zu deiner super aktion. es freut mich, dass die bloggerszene ihr kritisches und aufklärerisches potenzial wahrnimmt, da sind noch viele ungenutzte möglichkeiten offen. ich versuch grad, auf http://unsdiewelt.com solche aktionsideen zu sammeln und vernetzungsmöglichkeiten zu bieten. kleine werbeeinschaltung: anfang september erscheint mein neues buch „uns gehört die welt!“, das genau diese machenschaften auch leuten bewusst machen will, die sich bisher wenig mit den ausbeuterischen folgen dieser art globalisierung beschäftigt haben.

alles gute also noch und viel kraft und vor allem viel spaß!

2 | Alex

Juni 20th, 2008 at 20:39

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Ist das denn marketingtechnisch so sinnvoll, das als „grüne Mode“ zu bezeichnen? Mit „grün“ verbinden die meisten Menschen heutzutage eher negative Assoziationen.

3 | Spreadinator

Juni 20th, 2008 at 23:33

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Freue mich schon auf Deine genaue Darstellung des Tchibo/Spreadshirtverhältnis.

Wobei danach Spreadshirt kaum besser da stehen wird als jetzt.

Laß Dir am Telefon bloß kein Ohr abkauen von den Spreadshirt Marketingfuzzis.

4 | Manuel

Juni 21st, 2008 at 22:41

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@ Kirsten: Chapeaux!
@ Alex: Wer sind „die meisten Menschen“? Und was haben diese gegen die Farbe „grün“? Ist doch immerhin die Farbe der Hoffnung 😉
…muss man ja nicht alles auf die politische Partei beziehen – und selbst die haben ihre Anziehungskraft nicht verloren, wenn man bedenkt, dass die CDU jetzt auch „grüner“ werden will…