20 Jul, 2008

Groß gewordene Kinder

Es stimmt: Auf der Berliner Modemesse „Premium“ gibt es immer was Neues. Mitte 2008 sichtbar: Die grüne Modebranche wächst aus den Kinderschuhen und erweitert ihren Blick auf andere Fasern und Formen. Getreu meinem Motto: Asterix und Obelix sind nur zusammen gut – im Bild die zwei Innovationen, die mir am besten gefallen haben.

Der Obelix der Branche, die holländische Öko-Denim-Marke Kuyichi präsentierte ganz vorne am Stand frech ein paar Ölfässer mit ausgedienten Plastikflaschen, Bambusrohr und Baummrinde (siehe links). Daraus sind nämlich die Sachen, die wir morgen anziehen werden. Kuyichi-Boss Tony Tonnaer zeigte Jacken aus Recycling-Material und Oberteile, die nur aus Holz oder Holzersatz sind, aber nicht nach Pinocchio aussehen. Holz ist ja jetzt schon ein begehrter Rohstoff, wenn Tony so weiter macht, droht Knappheit…..

Mir gefällt aber daran, dass die Branche nicht mehr nur auf Biobaumwolle schielt, sondern guckt, welche Materialien sich sonst noch sauber verarbeiten lassen. Und Kunststoff sei auch viel weniger „dirty“ als man denke, sagte Tony. Stimmt. Go ahead. Der Mann ist übrigens immer gut für eine Provokation. Kuyichi ist demonstrativ aus der „Green Area“ der Modemesse ausgezogen, war Tony zu wollsockig, wie er mir erklärte.

Das stimmt aber nicht. Mein Lieblings-Asterix, das Berliner Geschwisterpaar Felicitas und Melchior Moss vom grünen Label „Slowmo“, hatten für ihren Auftritt ein multifunktionales Kleidungsstück aus einem Baumwoll-Kapok-Gemisch entworfen, dass sich als Rock, Kleid oder Shirt tragen lässt. Nomen est nomen. Das Teil heißt: „So und So“. Eigentlich ist ein Schlauch, durch den man von unten oder von oben einsteigen kann. Ist aber raffiniert: Die Bänderenden dienen entweder unten zum Schnüren oder oben als Träger. Man konnte alle Varianten am Stand des Naturkosmetik-Herstellers Dr. Hauschka bewundern. Das entschlackt jeden Schrank. Heute gehe ich mit langen Ärmeln, morgen rückenfrei und übermorgen nochmal anders. Und alles mit einem Stück. Ich gestehe besser gleich: das fantasieanregende Kleidungsstück ist nicht im Handel zu haben, war nur für die Messe designt. Aber man sieht daran, dass ethisch korrekt und extravagant sich nicht ausschließen.

Herzlichen Glückwunsch. Ganz weit vorne. liebe Familie Moss. Das ist übrigens meine Telefonnummer: 040 – 519 04 378. Ruft mich an, wenn ihr doch in Serie geht.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Label

1 Kommentar auf "Groß gewordene Kinder"

1 | Kosmetik

Februar 21st, 2009 at 17:03

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Ich habe auch mehrfach auf Messen Produkte von Dr. Hauschka testen können und bin von dieser Naturkosmetik so begeistert, dass ich mich jetzt endlich mal entschlossen habe, mir da einiges zuzulegen. Für gute Produkte kann man ruhig auch mal ein bisschen mehr ausgeben :-)
Die Bilder von der Mode sind übrigens klasse, entsprechen genau meinem Geschmack.