04 Aug, 2008

Grünes von der Insel

In England sind selbst die Tories in Sachen Umweltschutz manchmal weiter als hier manche Umweltverbände – und die Insel ist auch ein Vorreiter in Sachen grüner Mode. Nicht nur, weil die London Fashion Week mit der Esthetica als erstes einen grünen Ableger hatte, die Grande Dame der Bewegung, die Designerin Katharine Hamnett von dort kommt oder Bono und seine Frau Ali Hewson (Label „Edun“), die dem Ganzen Gesicht und Stimme geben, nein! Jetzt kommt noch das erste Online-Fashion-Magazin von dort, was sich nur um grüne Mode kümmert und das von der BBC, die eigentlich eine alte Tante ist! Und daran kann man eigentlich sehen, wie weit die Branche doch schon gekommen ist (www.bbc.co.uk/thread).

Unter dem Motto „Fashion without victims“ (Mode ohne Opfer) wird dort mit allen Mitteln des modernen Internet-Journalismus gezeigt, was man tun kann, um die eigene Revolution im Kleiderschrank weiterzutreiben. Das reicht vom Kauf der zugegeben teuren Eco-Lingerie von Stella McCartney bis zum Besuch im Secondhand-Shop. Im Herbst organisiert Ex-Magermodel Twiggy für das Magazin eine Kleider-Tauschparty mit 100 Frauen, derzeit ist ein Bericht über eine vierwöchige Shopping-Blitz-Diät zu lesen mit allen Hürden, die es dabei zu nehmen gilt.

Die BBC hat unter dem Titel „Blood, Sweat and T-shirts“ auch eine mehrteilige Doku-Soap produziert, bei der sechs junge Londoner, die durchaus auf billigen Schick abfahren, vor Ort in Indien lernen, wie ihre Kleidung eigentlich hergestellt wird. Und dabei Respekt entwickeln, für diejenigen, die auf dem Acker die Baumwolle pflücken oder später rund um die Uhr an der Nähmaschine sitzen. Und zwar, weil sie selbst einmal dort gesessen haben und versucht haben, zwei fertige Teile pro Minute abzuliefern. Ihre Geschichten sind als Video-Stream im Online-Magazin zu sehen. Ich habe mich gefragt, wen ich gerne einmal zu einem solchen Vor-Ort-Besuch schicken möchte? Karl Lagerfeld, Claudia Schiffer oder Angelina Jolie und Brad Pitt, die jüngst zum bestangezogensten Paar gekürt wurden und sich doch sonst durchaus glaubwürdig für die Armen der Welt einsetzen? Aber ich glaube, es geht weniger um Prominente, denn um jeden um uns.

Das Mode-Magazin ist trotz der Apokalypse, die dort auch gezeigt wird, nie schrotkörnig und verbissen, sondern bemüht, die Alternative um so glänzender strahlen zu lassen. Das gefällt mir gut, ist originell gemacht und zeigt grünes Gewissen. Guckt doch mal und schreibt mir, wie ihr das Magazin findet? Und vielleicht gibt es ja einen deutschen Sender, der statt Collien und Gülcan auf den Bauernhof mal sechs Modefans zu einem Besuch nach Indien schickt.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "Grünes von der Insel"

1 | nure

August 25th, 2008 at 10:52

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hey. Das ist wirklich eine verdammt gute Idee:

„Und vielleicht gibt es ja einen deutschen Sender, der statt Collien und Gülcan auf den Bauernhof mal sechs Modefans zu einem Besuch nach Indien schickt.“

Ernsthaft.