19 Aug, 2008

Miss Erdbeerfeld

Meine Erziehung fruchtet, dachte ich. Obwohl ich einen Bänderanriss habe und nicht laufen kann und deshalb als Fashion-Polizistin meiner Teenager-Tochter ausfalle, kam sie heute mit einem öko-korrekten Teil nach Hause. Bevor ich also wieder behaupten konnte, es klebe Blut am Etikett ihrer Klamotten – dieses drastische Zitat habe ich von der britischen Designerin Katharine Hamnett geklaut – hielt sie mir ein brandneues Teil von C&A entgegen. Dieser Kleiderriese ist ja fast BONO-approved (ja, der, der Afrika rettet), seit das Familienunternehmen auf Biobaumwolle setzt. Neun Euro für ein langärmeliges Shirt mit Kapuze – aus Biobaumwolle! Da hätte ich bei Kik darauf gewettet, dass Kinderarbeit drinsteckt. Andererseits kann man bei Kik, dem Textildiscounter, für neun Euro angeblich eine Fußballmannschaft einkleiden!

Den Rest hat sie mir erst später gezeigt! Zum Beispiel den „passenden Schal zum Ranzen“ – Originalton Tochter. Ich bin froh, wenn die Schule in Hamburg wieder anfängt – keine Zeit zum Shoppen. Ich bin eine schlechte Mutter, ich weiß. Das Nacktmodel Katie Price hat laut der Hochglanzgazette Bunte ihrer Babytochter hundert Paar Schuhe gekauft, weil Price-Mami so einen Spaß beim Shoppen hat!

Damit ich nicht schon wieder als Spaß-Bremse rüberkomme (Ich grüße Tobias Schlegl!), zeige ich jetzt mal meine neuen Teile. Ein schickes Shirt der Bioshirt-Company mit Bekenntnis zum Weltretten und den Winterschal aus Biobaumwolle von H&M. Ich werde mich damit bewerben. Heute flatterte mir per Mail eine Ausschreibung der Erdbeerlounge ins Haus – das Online-Portal für Mode sucht eine Stil-Ikone, die soviel Style hat, dass Sie ihn mit anderen teilen möchte und ich glaube, es sind schon ganz viele Erdbeermädels an diesem Titel interessiert. Bisher habe ich mit Miss-Wahlen immer nur die drei Comedians verbunden, die in Bully Herbigs Film „Traumschiff Surprise“ singen, sie wär´n so gern Miss Waikiki – weil sie so schön sind, so schlau sind, so rank und schlank…

Miss Erdbeerlounge? Reimt sich nicht. Weil ich so rot bin und oben grün bin und so ein Held – werde ich Miss Erdbeerfeld.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

4 Kommentare auf "Miss Erdbeerfeld"

1 | Paulina

August 19th, 2008 at 20:15

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Hey, deine Tochter hat aber ein cooles Shirt =)

2 | Annette

August 19th, 2008 at 22:33

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Hallo,

ich will auch keine Spaßbremse sein, aber warum ein T-shirt von C&A für 9 Euro so viel besser sein soll als eins von Kik verstehe ich noch nicht so ganz. Öko-korrekt vielleicht aber Fairtrade-korrekt?

A.

3 | John Dean

August 20th, 2008 at 11:14

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1:0 für die Tochter

(Ich betrachte es aus der Perspektive eines Ökonomen)

4 | admin

August 20th, 2008 at 19:14

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@Annette: Du hast recht, C&A-Ware ist nicht fair gehandelt, aber immerhin die Faser ist sauber und das macht für mich im Vergleich zu Kik einen eklatanten Unterschied. C&A strebt an, mit dem harten GOTS-Standard zertifiziert zu werden, der sieht auch Sozialverträglichkeit der Produktion vor.
Wenn du ein schickes fair gehandeltes Shirt möchtest, gucke doch mal bei den ArmedAngels in Köln oder bei Fairtrade selbst.