21 Aug, 2008
Kunden killen JJEco
Zu teuer, zu elitär, zu wollsockig? Der dänische Textilhersteller Jack&Jones hat seine Öko-Linie JJ Eco aus den Läden genommen. Offenbar sind sie auf der Ware sitzengeblieben. Haben die Kunden kein Geld mehr für grüne Mode oder überschätzen wir die Neo-Ökos einfach?
Jack&Jones hatte auf der Premium 2007 in Berlin einen pompösen Auftritt. Motto: Die Zukunft ist das, was wir daraus machen. Klang nach Vorzeigeunternehmer. Und tatsächlich lagen in den Läden auch ein Haufen Shirts und Sweater, die sogar mit dem harten GOTS-Standard ausgezeichnet war. Da es für Jungen im Teenageralter ohnehin schwer ist, sich moralisch korrekt anzuziehen, war der Einstieg der Textilkette ein Segen. Und ein Shirt für zwanzig Euro zielte ohnehin auf den Geldbeutel der Eltern und nicht auf den der Teenager selber.
Doch wer diesen Herbst einen Laden betrat, wurde nicht mehr fündig. „Wir sind darauf sitzengeblieben, obwohl die Sachen kaum teurer und ebenso schick waren wie der Rest“, sagte der Verkäufer entschuldigend. Und Jack&Jones hatte offenbar keinen langen Atem. Eine Nachfrage in der Zentrale in Dänemark bestätigte das Aus. Kaere Kunde, tak for din Henvendelse ang JJ Eco ……und einen Tag später auf Deutsch: „Es ist richtig, dass es nur noch Restpartien von JJ Eco in den meisten Shops gibt. Aber besuche uns einfach weiterhin in unserem Online Shop, denn wir werden hier weiterhin JJ Eco anbieten“. Nach einer neuen Kollektion hört sich das allerdings nicht an, eher nach Resterampe. Ich bedauere das sehr.
Jack&Jones ist ein florierendes Unternehmen. Haben wir das Engagement der Großen womöglich überschätzt oder haben wir die Kunden vielleicht zu schnell nach oben gejubelt? Gibt es weniger davon, als wir uns wünschen oder ändern sie in Zeiten knapper Kassen schon wieder ihr Einkaufsverhalten?
P.S. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat jüngst ermittelt, dass die Mode grüner wird. Mittlerweile interessiert sich jeder vierte Bundesbürger für die „naturbelassene Mode“. Insbesondere Frauen gehören zu der grünen Zielgruppe – bei ihnen ist das Interesse größer als bei den Männern (30 Prozent gegenüber 21 Prozent).
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label



