06 Jun, 2011
Hard Core Business? Soft Core Business? Core Business!
Nun ist es soweit. Nachdem Kirsten und ich schon seit einer Weile den fließenden Übergang von einer One-Woman-Show mit gelegentlichen Special Guests zu einem verbindlichen Redaktionsteam vorbereiten, soll dies mein erster Artikel für den Blog sein. Ich freue mich sehr und bin gespannt, ob ich es meistern werde, nach jahrelanger journalistischer Arbeit unter der regelmäßigen Geißel von Anzeigenkunden, an dieser Stelle rundheraus konstruktive Kritik zu üben, anstatt durch die Blume oder schlimmstenfalls um den heißen Brei zu reden. Und zwar natürlich vollkommen ohne Copy und Paste. Denn das macht nun einmal Kirsten Brodde´s Blog aus und mir die Entscheidung leicht, diese verantwortungsvolle Aufgabe des – nennen wir es mal Chefredakteurs zu übernehmen.
Schöner ist es jedoch, wenn man über Neuigkeiten schreiben darf, für die es weder Kritik, noch aufputschende Pressemitteilungen bedarf, weil sie einfach überzeugend sind. Das Wiener Newcomerlabel Shakkei ist für mich in dieser Hinsicht der perfekte Einstieg.
Nicht nur, weil mir der Designer Gabriel Baradee noch von seinen Studienzeiten an der Berliner Modeschule Esmod positiv bekannt ist, sondern auch, weil er sich an eine simple und dennoch bisher recht wenig umgesetzte Idee herantraut. Er entwirft nachhaltige Businesswear für Männer. So ganz echt mit Sakko und passender Hose, Hemd drunter und ab zur Arbeit. Baradee setzt dabei voll auf funktionale Qualität und verpasst dem Sakko sechs Taschen, der Hose ein extra I-Phone-Pocket, sowie Paspeln und Handsaum. Die Stoffe sind weitgehend GOTS zertifiziert und werden vom Designer persönlich um die Ecke seines Wiener Ateliers in eine nahe gelegene Zwischenmeisterei getragen, in der alle Teile von Shakkei produziert werden. Preislich liegen die Anzüge mit circa 650 Euro im konventionellen Mittelfeld zwischen Brands wie Hugo Boss und Etro, nur eben dazu ökologisch und regional hergestellt. Cool, aber aber mit Haken, denn Baradee kommt nur dadurch auf diesen wettbewerbsfähigen Preis, da er bisher nicht an den Handel, sondern an den Kunden direkt gegangen ist. Produktion „on demand“ und der Verkauf in Pop-Up-Shops sowie auf Onlineplattformen, wie „Not Just A Label“ machen eine solche Kalkulation möglich. Bei seinem Premiumprodukt will er allerdings nicht langfristig auf den Einzelhandel verzichten, was bedeutet, dass er sicherlich Abstriche wird machen müssen.
Und auch wenn das Ergebnis dank Gabriel Baradee´s erkennbaren Anspruch selbst dann noch unschlagbar sein wird, rate ich: schlagt schnell zu und greift noch einige Anzüge der ersten Stunde ab. Dann habt ihr für Vorstellungsgespräche, Hochzeiten oder als Hardcore Businessman langfristig jeden Blick in den Schrank und in das Schaufenster gespart. Wenn das mal nicht nachhaltig ist. Spannend ist auch sein Angebot für das andere Geschlecht, das gute Ansätze hat, meines Erachtens aber noch ein wenig reifen muss. Aber die Jungs haben es ohnehin nötiger mal ein wenig textilen Frischwind auf dem Markt zu finden. Wie man aus diesem ein System für effiziente Energiegewinnung entwickeln kann, ist eine Frage, die uns hier im Team bekanntlich immer stärker umtreibt. Dazu also sicherlich bald mehr.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |