05 Jul, 2011

Lokalkolorit

„A community garden is a single piece of land gardened collectively by a group of people.“ (Wikipedia)

„A community T-Shirt is a single piece of T-Shirt, collectively developed and produced by a group of people“ (frei nach Made in Neukölln)

Und wieder ein grünes T-Shirt Projekt aus Berlin. Ach, ach. Dass denkt man vielleicht wenn man zum ersten Mal vom Shirtprojekt von Made in Neukölln hört: It´s the design, stupid! Und doch gelingt es dem Common Basic T die Brücke zwischen ökologischem, fairen und sozialen Anspruch und einem coolen Design auf lässige Weise zu schlagen.

Denn dieses T-Shirt ist eben mehr als nur ein T-Shirt. Es erzählt von Integration, Design, Nachhaltigkeit und ganz viel Spaß. Und zwar aus einem Bezirk, der jahrelang als „Problembezirk“ durch die Medien geisterte: Neukölln in Berlin. Hier startet der großartige Tom Hansing, dessen Brain Child auch Made in Neukölln ist, 2006 sein erstes Projekt: RÜTLI WEAR Rückblick: Die Rütli Schule in Berlin war Mitte der 2000er auf allen Kanälen zugegegen und Sinnbegriff von Schulgewalt und einer scheinbar verfehlten Integrationspolitik. RÜTLI WEAR wollte einen kleinen Beitrag leisten, die Stigmatisierung der Jugendlichen aufzubrechen. Und zwar durch die gemeinschaftliche Schaffung eben jenes Klamottenlabels das die Schüler integriert im Unterricht entwickelten und durch das sie so ganz nebenbei erfuhren, dass ein Kleidungsstück kein seelenloses Maschinen-Einerlei sein muss, sondern ein Produkt menschlicher Gestaltung ist. Soweit die Vergangenheit.

Auf  diesem beackerten Boden ist nun das Community Label MADE IN NEUKÖLLN mit seinem Pilotprojekt Common-Basic-T entstanden. MADE IN NEUKÖLLN zählt auf die Gemeinschaft und deren kreative Entfaltung, auf Partizipation und Solidarität.

Ein scheinbar absoluter Gegenentwurf zur schnelllebigen Modewelt der Fashion Week. Aber in den Grundzügen doch ähnlich, wenn auch auf einem anderen Level. Denn in Kooperation mit lokalen Mode- und Textilakteuren wie Common Works, RÜTLI Wear e.V. und der offenen Siebdruckwerkstatt SDW-NEUKÖLLN haben Schülerinnen und Schüler der Röntgen-Schule versucht das perfekte Shirt zu kreieren. Langlebigkeit und eine optimale Passform des Produkts standen dabei im Vordergrund. Durch den kreativen Prozess das Produkt lokal eigenständig und professionell zu entwickeln, selbst herzustellen und zu vermarkten werden die Jugendlichen fernab von Mode-Universitäten mit den Grundzügen der globalen Textilwirtschaft vertraut gemacht. Sie setzen sie sich von der Pike auf mit den Herstellungsprozessen von Textilien auseinander, was sich bestimmt bei dem ein oder anderen auch auf zukünftige Kaufentscheidungen auswirkt oder neue berufliche Perspektiven im Kiez aufzeigt. Denn darum geht es bei dem Projekt auch: den Kiez Neukölln als Modestandort zu stärken und lokale Netzwerke auszubauen. Dass das T-Shirt aus ökologisch angebauter GOTS Baumwolle von Lebenskleidung unter fairen Bedingungen vor Ort hergestellt wurde ist da schon fast eine nebensächliche Selbstverständlichkeit. In einer Zeit in der auch Bio-Mode ganz, ganz langsam zur Massenware wird zeigt das Projekt, dass Mode eben auch mehr sein kann. Und das finden wir durchaus spannend und unterstützenswert wenn es natürlich auch keine Blaupause für die gesamte Modeszene sein kann und will. Aber der Gedanke Jugendliche auf kreative Weise in den Produktionsprozess von Textilien einzubinden, gleichzeitig lokale Netzwerke zu stärken und auch solidarökonomische Prozesse aufzugreifen, ist groß.

Das Ergebnis kann sich nach über einem Jahr Entwicklungszeit sehen lassen. Die vorerst limitierte Auflage von 144 Shirts in schwarz und weiß mit eingenähtem Nackenband „Made in Neukölln“ und jeweils einer eigenen Nummer am Innenarm versehen, kann ab sofort unter https://www.commonbasic.com bestellt werden. Die ersten 10 Shirts wurden von der Berliner Designerin Esther Perbandt entworfen und werden in Kürze als Special Edition versteigert. Die gesamten Einnahmen des Verkaufs gehen direkt zurück in das Projekt Made in Neukölln, um weitere Projekte finanzieren zu können.

„Think global – Act local“ in Reinform. Mehr zum Projekt Made in Neukölln gibt es in diesem Video. Die Entwicklung des Common Basic T kann man hier verfolgen.

Text: Benjamin Itter & Enrico Rima

 

     
 Fredericke   Fredericke Winkler, Modedesignerin und Journalistin. Unterrichtet an der ESMOD in Berlin und führt "Beyond Berlin", eine Agentur, die die grüne Modeszene berät.

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Veröffentlicht in: News

4 Kommentare auf "Lokalkolorit"

1 | Katja

Juli 18th, 2011 at 16:52

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Hallo,

interessanter Labelname…. Und das Ergebnis ist auch sehenswert…

Viele Grüße

2 | Darius

Juli 25th, 2011 at 17:24

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Sehr geiles Label. Man wird in der Zukunft bestimmt noch mehr von ihnen hören. Top!

3 | Darius

Juli 25th, 2011 at 17:25

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Fettes Label. Man wird in der Zukunft bestimmt noch mehr von ihnen hören. Top!

4 | thomas

August 1st, 2011 at 16:55

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Vorallem die Idee hinter dem Label gefällt mir sehr !! Weiter so ! Thumbs up