28 Aug, 2011
Nonülfenoldingsbums

Echt ein Zungenbrecher, diese Chemikalie, deren Einsatz in Textilien Greenpeace gerade brandmarkt. So schwer Nonylphenol auszusprechen ist, so leicht ist es zu erklären, worum es geht: Nonylphenol ist eine gefährliche Chemikalie, die bei uns in Europa verboten ist. Dieses Verbot wird mit der Produktion von Textilien in Asien de facto umgangen.
Deshalb fordert Greenpeace die Markenartikel-Hersteller auf, auch in China, Kambodscha oder Vietnam darauf zu verzichten. Und weil diese Substanz nur pars pro toto für eine Vielzahl von ähnlichen Übeltätern steht, will Greenpeace die Textilhersteller gleich zum Verzicht auf alle gefährlichen Substanzen bewegen.
Bis 2020. Das sind noch neun Jahre. Mit Nike und Puma haben schon zwei große Sportartikelhersteller eingewilligt, das zu tun. Adidas und H&M zeigen sich hartleibig. Dabei rühmen sie sich gerne als Champions im Umweltschutz. Beide verweisen darauf, dass sie ja schon umfangreiche schwarze Listen führen, welche Chemikalien sie nicht mehr oder nur noch begrenzt einsetzen, sogenannte Restriktionslisten. Das stimmt.
Aber vielleicht ist das Prinzip falsch.
Statt sich mühsam jede einzelne Chemikalie abringen zu lassen, bis die Beweislast wirklich erdrückend ist, sollten diese Unternehmen einfach auf Positivlisten umstellen und dabei kräftig ausmisten.
Was auf der Positivliste steht, ist erlaubt und gut verdaulich. Der Rest ist gebannt. Das ist übersichtlicher und macht unser aller Leben einfacher. Mein Vorschlag für den Titel der Presseerklärung, die H&M und Adidas dann rausgeben könnten: DIE NEUE KLARHEIT. Bitteschön.
Nun, der GOTS, auf den die grüne Modeszene vertraut, arbeitet genau so. Es gibt eine Positivliste. Nur, um es hier klarzustellen: Nonylphenolethoxylate und das Abbauprodukt Nonylphenol stehen nicht drauf. Man kommt ohne diese Substanzen aus.
Nonylphenolethoxylate werden beim Färben und Auswaschen, bei der Behandlung von Oberflächen oder beim Herstellen von aufgedruckten Schriftzügen und Mustern eingesetzt. Wie wir wissen, verzichtet die durch den GOTS geadelte Mode auch nicht auf Farben oder Prints. Geht also.
Und weil immer mal wieder kritisiert wird, der GOTS sei nach der dritten Überarbeitung nun so weit verwässert, dass auch Discounter ihn nutzen könnten, dann ist das eigentlich der beste Beweis, dass es jeder große Markenartikler kann.
Übrigens: das dauert sicher weniger als neun Jahre. Das geht schneller, als ich „Greenpeace“ sagen kann. Und es wäre eine Modewende, die ihren Namen wirklich verdient.
Autorin: Kirsten Brodde
P.S.: Ja, Fokus Umweltschutz! Über Ethik und meine Forderung nach „Gläsernen Türen“ habe ich ja im Jeans-Check gerade geschrieben.
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |


