24 Sep, 2008

Fragen an American Apparel

Greenwashing ist laut Wikipedia eine „PR-Methode, die einige Unternehmen nutzen, um in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsvolles Image zu erzeugen“. Es sind nur selten dreiste Lügen, mit denen solch grünes Schmierentheater betrieben wird, vielmehr werden Informationen verdreht oder weggelassen, man schmückt sich mit Stars, schreibt Preise aus oder schließt sich wie der Modehersteller American Apparel einer politischen Sache an.

American Apparel Gründer Dov Charney weiß sehr genau, dass es in der dreckigen Welt der Textilindustrie nicht viel braucht, um zu einer Lichtgestalt zu werden. Statt seine Produktion in Billiglohnländer zu verlagern, blieb er mit seiner Fabrik in Downtown L.A. und feierte sich als „Sweatshop-free“. American Apparel gilt deshalb als politisch korrekt und im weitesten Sinne als „grün“.

American Apparel, in deren Fabrik viele Immigranten aus Lateinamerika arbeiten, unterstützt obendrein im großen Stil die Kampagne „Legalize LA“. Bei dieser Kampagne geht es darum, die Legalisierung illegal eingewanderter Menschen zu fordern. American Apparel macht also politische Propaganda und wirbt dafür und damit. Ist das nicht wegweisend für große Unternehmen und zeugt von beeindruckender Ethik?

Es bleiben aber ein paar Fragen offen. Denn Dov Charney ist ein Hallodri. Zwar verdienen seine Arbeiter mehr als ein paar Cent wie vergleichbare Näherinnen und Näher in Bangladesh und auch mehr als die acht Dollar Mindestlohn pro Stunde, die in den USA vorgeschrieben sind, aber davon leben wird auch damit schwer. Beutet er nicht also auch seine mexikanischen Arbeiter aus, für deren Recht er draußen werbewirksam kämpft? Und wie ist es mit den Vorwürfen sexueller Nötigung. Dov Charney, der gerne in Unterhosen durch die Fabrik lief und Frauen begrabschte, stand mehrfach wegen solcher sexueller Übergriffe vor Gericht. Hat er so nicht bewiesen, dass er sich um die Rechte Schwächerer überhaupt nicht schert?

Ist er also ein glaubwürdiger Fachmann für eine bessere Welt oder ist das Schmierentheater, was er betreibt, um sich einen ethisch korrekten Anstrich zu geben? Mir persönlich gefällt sein Schlingerkurs überhaupt nicht, aber reicht das, um ihn des Schmierentheaters zu bezichtigen? Was denkt ihr?

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Label

2 Kommentare auf "Fragen an American Apparel"

1 | www.mybeautyblog.de

Oktober 2nd, 2008 at 19:36

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hm, ich tue mich schwer bei AA was zu kaufen, weil mich diese art der vermarktung nicht anspricht. igrendwann wurden sie hipp, aber sie haben gerade mal 3 organic cootn teile und was soll das denn sonst? was bringt es den arbeitern wenn sie mindestlohn verdienen und trotzdem krebs bekommen von den farbstoffen, von den pestiziden etc.? AA ist für mich so ein standard: die bobos kaufen dort ein und haben keine ahnung. so wie viele „natürliche “ produkte kaufen. oder hybrid fahren. oder sich freikaufen wenn sie nach süd-ameriak in den urlaub fliegen. ablass-kauf. aht im mittelalter auch funktioniert. das funktionoert eben auch bei AA.

2 | Sascha

Oktober 21st, 2008 at 23:28

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Ich glaube, dass der Begriff sweatshopfree oft mehr suggeriert als es in Wirklichkeit ist. Anscheinend haben wir uns so sehr mit der modernen Leibeigenschaft in Billiglohnfabriken abgefunden, dass ein etwas besseres Arbeitsverhältniss mit „normalen“ ausbeuterischen Bedingungen als besonders progressiv empfunden wird.
Mal davon abgesehen, dass AA vorgeworfen wird keine Gewerkschaft zuzulassen, punkten die doch vor allem mit einer gigantischen Werbemaschine, die aus Softporno und Standortpatriotismus besteht. Das ist zwar anders als die Sozialkodizes von X&Y, aber einfach nur ein bisschen „fordistischer“. Da können sich die ArbeiterInnen die eigenen Produkte möglicherweise leisten, weil ihr Lohn ja so wahnsinnig gerect ist. Klingt nach pseudo-Klassenkompromiss. Illegalisierte, die über jeden Job froh sind bekommen ein Lohn von 5,50 Euro und einen Sprachkurs, damit sie den Chef verstehen und die Leute glauben das sei fairtrade. Weder wirkliches Whitewashing noch erwähnenswert finde ich das aus öko-fairen Gesichtspunkten. Sowas wie die Arbeitsbedingungen von AA waren doch vor 25 Jahren bei adidas ziemlich normal. Da hat sich keine Sau drum geschehrt. Da sollten sich Leute, die behaupten AA sei besonders PC mal Gedanken drüber machen. (Aber wer sagt sowas das überhaupt?)
Danke also für den guten Beitrag.

3 | RICHECO

Februar 25th, 2009 at 09:23

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4 | Thomas Kappauf

März 17th, 2009 at 09:51

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Ich habe beruflich viel mit T-Shirt Marken. u.a. auch American Apparel zu tun (T-Shirt Drucker). Bei uns gibt es eine grosse Nachfrage nach der Marke American Apparel, wobei die Leute ein teilweise verklärtes und idealisiertes Bild von American Apparel haben. Die Widersprüche bei American Apparel wurden in dem Artikel und den Kommentaren schon gut auf den Punkt gebracht, wobei wir uns entschlossen haben American Apparel Shirts trotz dieser Widersprüche weiter anzubieten.

Es gibt in Europa einige Firmen, die ein wirklich durchdachtes Konzept bezüglich fair gehandelter und umweltschonender Textilproduktion haben, die jedoch kaum einer kennt, weil Sie nicht solche (sexualisierten)Schlagzeilen liefern. Wen es interessiert der erfährt mehr auf unserer Homepage auf den Fair und Bio Seiten https://www.cotton.de/fair-bio/