13 Jan, 2009
Schickt Matratzen
1995 stellte Diskjockey Paul David Rollmann fest, dass er keine ordentliche Tasche für den Transport seiner Platten hatte. Also bastelte er sich kurzerhand aus einer alten Luftmatratze ein tragfähiges Teil, was aufgepumpt obendrein als Airbag für die Vinyl-Sammlung diente.
Mehr noch: die Matratzen-Tasche weckte auch noch angenehme Erinnerungen an Sonne, Salz und Strand. Aus dem Wiederverwerten alter Urlaubsbegleiter entwickelte Rollmann einen Laden, den er „Airbag Craftworks“ taufte, weil alles in Handarbeit und in eigener Werkstatt produziert wird. „Re-Using“ nennt er sein Konzept. Neben ausgedienten Matratzen funktioniert er auch Schlauchboote um, wo ebenfalls Urlaub mitschwingt. Jede Tasche ist ein Unikat, mit einem Logo und einem Autogurt zum Tragen versehen. Inzwischen sind seine Taschen Kultobjekte und Rollmann hat expandiert. Die neue Linie (A2) setzt auch neue Materialien ein.
Charme hat zudem, dass Rollmann in einem der alten Gemäuer produziert, in denen schon sein Vater Herrenoberbekleidung herstellte. Er setzt also eine Familientradition fort und belebt den Gedanken der kleinen Manufakturen, von denen ich hoffe, dass sie in Deutschland wieder in Mode kommen.
Und jetzt der Clou: Wer nicht irgendeine ausgediente Matratze möchte, sondern seine eigenen Urlaubserinnerungen konserviert haben möchte, kann seine alten Matratzen und Boote nach Kleestadt in Nordrhein-Westfalen schicken und daraus für 50 bis 150 Euro (je nach Modell) eine Tasche machen lassen. Was an Material übrigbleibt, wird weiterverwertet. Wer Lust und Zeit hat, kann die Tasche sogar selber in der Werkstatt abholen und einen Blick hinter die Kulissen werfen.
„Bitte keine Raftingboote“, sagt Paul-David Rollmann, sonst ginge viel. Meine alte, salzwassergebleichte blau-rote Luftmatratze ist inzwischen auf dem Weg zu ihm. Ich bin gespannt auf die Evolution des Teils und wieviel Aura die Tasche dann tatsächlich verströmt, wenn ich sie mir umhänge. Vorher-Nachher-Fotos sind versprochen.
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label



