15 Jan, 2009

Komplizierter Kleiderschrank

Frankreich hat eine Ministerin, deren Liebesleben kompliziert ist. Das ist übrigens eine sehr französische Tugend. Bei mir ist mein Kleiderschrank kompliziert. „Soll ich oder soll ich nicht?“, fragte ich mich frei nach Hamlet heute angesichts der Invasion von Biobaumwolle in Tchibos Auslagen. Yoga-Klamotten, wohin man sah. Seit meiner Aktion im Juni vergangenen Jahres habe ich keine Filiale mehr betreten und etwas paranoid fragte ich mich, ob mich jemand erkannte, als ich die grüne Ware schließlich DRINNEN inspizierte.

Auslöser war eigentlich die Frage meiner Teenager-Tochter, mit der ich neulich vor einer Tchibo-Filiale stand und die mich fragte: „Mami, hast du da eigentlich Hausverbot?“. Natürlich nicht und schrotkörnige Verbissenheit versuche ich mir abzugewöhnen.

Zwischenzeitlich gab es ohnehin schon Babybodies aus Biobaumwolle bei Tchibo, die für mich allerdings nicht interessant waren. Die Sportkluft schon, obwohl ich mich immer wieder ärgere, dass Käuferinnen grüner Mode von Konzernen offenbar in Gänze für puristische, erdverbundene Yogis gehalten werden. Ich bin mit Yoga durch, seit ich versuchte, mich damit auf zwei Geburten vorzubereiten und Atemtechniken übte. Hat nicht geklappt. Atmen ging nicht.

Aber, genug der Exkurse. Die Yoga-Klamotten sind aus Biobaumwolle, stylish und erschwinglich. Natürlich ist nur die Faser ökologisch einwandfrei und nicht der ganze Weg vom Acker bis in den Schrank. Aber das ist ein Anfang. Und natürlich macht der Bioboom bei Tchibo noch keinen Ethikboom – die Ware wird in denselben Fabriken hergestellt wie der Rest. Wer also beides will – bio und fair – oder ohnehin auf die kleinen Öko-Anbieter steht, die mit vollem Herzen dabei sind, wird dort nicht kaufen.

Alternativen für Yoga-Klamotten gibt es. Ob 27friends in Berlin oder Mandala aus München und und und… Ihr wisst, dass ich aber die gesamte, schmutzige Textilindustrie bewegen will und hoffe deshalb, dass eine Menge Tchibo-Kundinnen quasi aus Versehen diese Woche bei Tchibo Kleidung aus Biobaumwolle kaufen und der Konzern den rasanten Absatz als echtes Aufbruchsignal versteht. Die Ergebnisse der Marktforschung würden mich sehr interessieren.

Vielleicht sollte Tchibo noch eine Abwrackprämie obendrauf legen für ausgediente, konventionelle Tchibo-Kleidung, die jetzt spontan an Oxfam gespendet wird. Das ist doch jetzt en vogue.

Ja, ich habe eine Hose und ein Oberteil gekauft. Ich werde beides an meine Yoga-begeisterte Schwester verschenken. Ich bleibe beim Laufen und doch lieber Tchibo-frei, auch wenn das jetzt doch verbissen klingt.

Wie gesagt, mein Kleiderleben ist kompliziert.

Ihr seid erwachsen, entscheidet selbst.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Tchibo

2 Kommentare auf "Komplizierter Kleiderschrank"

1 | Klara

Januar 15th, 2009 at 19:42

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Super! Ich mag jeden deiner Artikel mehr!

Nicht nachtragend sein, den Anfängen gewähren lassen, und hoffen, dass _so_ ein Anstoß für die große Gesamtheit der Mode-Welt gegeben wird.

Heute verkauft tchibo bio-yoga-mode, morgen ist die ausverkauft. Übermorgen versucht tchibo es mit fair-bio-mode, und die ist dann schon am gleichen Tag ausverkauft!

Zeichen setzen!

Ich bin dabei und dafür!

2 | fiorella

Februar 2nd, 2009 at 21:18

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sehr interessante Seite ist ein wunderbarer Beitrag in das Lernen mehr jeden Tag bei Ihnen, zu veröffentlichen, was wirklich nützlich ist dank Grüße hiphop kleidung