27 Jan, 2009

Klimabilanz einer Sporttasche

Jedes einzelne Alltagsprodukt trägt zum Klimawandel bei. Wie sehr, das zeigt das Pilotprojekt „Product Carbon Footprints“ (PCF). Zehn Unternehmen haben unter Trägerschaft von WWF, Öko-Institut und Potsdam-Institut untersucht, wie hoch die Kohlendioxid-Bilanz von einzelnen Produkten aus ihrem Sortiment ist. Dabei war kein Kleidungsstück, wohl aber eine Sporttasche von Tchibo. Was man daraus lernen kann: Lasst euch nicht von ellenlangen Fallstudien verwirren und entscheidet vernünftig.

Die untersuchten Konsumgüter und ihre CO2-Fußabdrücke waren so unterschiedlich wie die beteiligten Unternehmen: Tchibo ließ nicht nur die Sporttasche, sondern auch eine Tasse Kaffee auf den Beitrag zum Treibhauseffekt testen (50 bis 101 Gramm), Rewe eine Packung Erdbeeren aus Spanien (442 Gramm), der dm-Drogeriemarkt Toilettenpapier (2,5 Kilogramm pro Zehnerpackung), die Telekom einen Telefonanschluss (über die Jahre 144 Kilogramm) und Tengelmann eine Sechserpackung Freiland-Bioeier (1178 Gramm).

Und was sagt mir das? Okay, die Konsumenten hatten bislang kaum eine Chance, sich über die Klimarelevanz ihrer Einkäufe zu informieren. Aber ist das wirklich das Kriterium, welches mich bei einem ökologisch und ethisch wertvollen Einkauf leiten sollte? Bei Lebensmitteln interessiert doch eher, ob sie aus biologischem Anbau sind und womöglich noch obendrein aus der Region (kurzer Transport) stammen. Und auch bei Kleidung ist die Klimabilanz eher ein nettes Plus obendrauf auf meine allgemein vernünftige Entscheidung zugunsten von grüner Mode.

Biologischer Anbau von Baumwolle beispielsweise schont das Klima auf jeden Fall, denn energieintensiv hergestellter Dünger und Pestizide werden gespart und die Böden sind besonders humusreich, das heißt, sie verfügen über die Möglichkeit, viel Kohlendioxid zu speichern und so quasi vom Himmel zu holen. Der Anbau ist also ein probates Mittel gegen den Klimawandel. Das muss ich wissen.

Die nackten Zahlen von Klimabilanzen sagen mir hingegen wenig und ich fürchte, sie dienen oft genug dazu, Dinge schönzurechnen, die eigentlich jeder Vernunft widersprechen.

Soll heißen: der Kauf von Kleidung aus Biobaumwolle ist auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Wenn Firmen euch noch zusätzlich eine positive Klimabilanz anbieten, ist das fein – aber eben einfach nur ein Extra obendrauf. Ein Ersatz für eine ökologisch und ethisch einwandfreie Firmenpolitik ist eine gute Klimabilanz eben nicht.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Gelesen

2 Kommentare auf "Klimabilanz einer Sporttasche"

1 | cotton.de

März 25th, 2009 at 10:43

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Ich will hier kurz die Marke EarthPositive vorstellen: durch biologischen Anbau der Baumwolle, Nutzung von regenerativen Energien bei Produktion und Lagerung ist es gelungen den CO² Ausstoss für z.B. ein Männer T-Shirt in schwarz Größe L (bei traditioneller Herstellung ca. 6-8kb CO² Ausstoss) um 90% zu senken. Mehr Infos gibt es unter:
https://www.cotton.de/fair-bio/earthpositive/

2 | Jede, wie sie es braucht | Mode aus dem Onlineshop

September 26th, 2012 at 13:35

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[…] unglaublich viel Spaß dort einfach zuzuschauen. Zunächst gibt es die, die immer eine ganze Sporttasche mit sich rumschleppen, in denen dann neben allerlei alltäglichen Utensilien auch solche Sachen, […]