01 Feb, 2009

Kassensturz

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Die Zukunft der Mode beginnt gleich hitner dem Güterbahnhof auf dem Gelände eines ehemaligen Paketpostamtes in Berlin-Kreuzberg. Dort residiert die hippe Modemesse „Premium“. Die „Premium“ bot der jungen, grünen Modeszene vor zwei Jahren als erste deutsche Modemesse die Chance, sich zu präsentieren. Das war für diese Gründeravantgarde die perfekte Chance, einmal zu zeigen, was sie konnte. Jetzt ist es jedoch Zeit, auszuziehen.

Nicht nur, dass die „Green Area“ endgültig in die letzte Ecke der Fabrikhallen abgeschoben wurde, die Branche hat inzwischen solches Potential, dass sie sich einen eigenen Auftritt leisten sollte. Einige Labels wie Kuyichi oder Fin sind eh schon aus dem Ghetto ausgezogen, andere haben es vorgezogen, sich gleich in einem eigenen Showroom abseits der Premium zu präsentieren. So wie Magdalena Schaffrin und jovoo, deren Kollektionen 2009/2010 in der Galerie Loop nahe der Friedrichstraße zu sehen waren. Magdalena Schaffrin hat es parallel sogar in die Schaufenster des Berliner Kaufhauses Galerie Lafayettes geschafft.

Die Missachtung der konventionellen Branche, die sich vorne feiert und die viel attraktiveren Kinder hinten versteckt, hat die boomende Szene nicht mehr nötig. Warum nicht Premium Organic? Oder gleich ein eigener Name wie „Fashion Detox“ oder – deutscher – „Saubere Sachen“? Die Hallen des ausgedienten Flughafen Tempelhof könnten auch diese Macher mit Leben füllen.

Womöglich könnte man auch die Pioniere der Branche, die sich eher auf der Innatex bei Frankfurt zeigen, gewinnen, endlich einmal gemeinsam mit dem Nachwuchs aufzutreten – in der Hauptstadt und mit dem dazugehörigen Glamour. Ich bin sicher, auch diese alten Hasen, von deren langem Atem die Jungen heute profitieren, sehnen sich nach ein bisschen Metamorphose.

Politische Unterstützung lässt sich dafür sicher gewinnen. Ich werde nächste Woche gemeinsam mit Grünen-Chefin Renate Künast in der Bundespressekonferenz auftreten und für die grüne Mode werben. Und auch für ein einheitliches, gut erkennbares Erkennungszeichen, um die Trittbrettfahrer loszuwerden.

Alle Welt redet über die gnadenlose Talfahrt der konventionellen Modebranche. Tatsächlich ist das mehr eine ausgewachsene Legitimationskrise, denn eine simple Flaute. Zu Recht. Wer will denn wirklich noch Chanel-Handtaschen und Co. haben, die schlicht unanständig sind?

Es wird Zeit, fulminanter zu zeigen, dass die grüne Mode für das Besondere und für besondere Qualität steht. Und zu Qualität gehört zwingend, ökologisch und ethisch einwandfrei zu sein. Und ich prophezeie, dass auch „Made in Germany“ wieder an Gewicht gewinnen wird.

Liebe Kunden, kauft grüne Mode. Liebe grüne Modebranche, zieht aus!

P:S. Meine persönlichen Lieblingslabels aus der Green Area stelle ich nächste Woche in loser Folge vor.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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