21 Jan, 2013

Showtime auf der Berliner Fashion Week

Die Fashion Week in Berlin ist immer eine verrückte Zeit. Am besten wäre, man könnte sich zweiteilen, denn bei dem stetig wachsenden Angebot an Veranstaltungen, Messen und Shows ist es einfach nicht möglich alles zu sehen. Gerade im Bereich Eco Fashion sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Plattformen entstanden.Es hilft also nichts: Getreu dem Motto „drei Tage wach“ gilt es sich ins umfassende Angebot zu stürzen und so viel wie nur möglich mitzunehmen. Da auch in diesem Jahr wieder viele Überraschungen, einige neue Gesichter und gewohnt phänomenale Shows aufwarteten, habe ich für euch meine persönlichen Highlights gesammelt.

Los ging es am Dienstag mit einer fantastischen Eröffnungsshow des Neuköllner Labels Format auf dem Berliner Showfloor in Huxley`s Neuer Welt. Neben den Labels Benu Berlin und 14twenty6 gehört Formatgründerin Mareike Ulman zu den glücklichen Gewinnern des ersten internationalen Designercastings von Showfloor Berlin und hatte so die Möglichkeit ihre Kollektion dort präsentieren zu können.
Viele der von ihr gezeigten Kollektionsteile sind schon bekannt, was eigentlich ungewöhnlich ist, gehört aber in diesem Fall zur Grundidee des Labels: Durch ihre zeitlosen Designs funktioniert die Kollektion auch saisonunabhängig. Einige Teile sind seit der ersten Stunde von Format in der Kollektion vertreten. Diese Kollektion wird pro Saison um etwa zehn neue Teile, neue Stoffe und neue Farben erweitert, ganz im Sinne der Slow Fashion Bewegung. Durch die Styles zieht sich eine klare Designhandschrift, das Gesamtbild wirkt stimmig, wie immer recht minimalistisch, mit raffinierten Schnittdetails und lässigen Drapierungen. Daumen hoch!

Am Mittwoch Nachmittag hieß es dann Bühne frei für den Höhepunkt des dreitägigen Green Showrooms: Die Salonshow im Hotel Adlon Kempinski. In einer ca. 30 minütigen Show stellten 21 Labels aus dem gehobenen Eco Fashion-Segment ihre neuen Herbst/Winter Kollektionen für 2013/14 vor. Bei mehr als 60 präsentierten Looks eine gute Möglichkeit einen Eindruck von der großen Designvielfalt im Bereich nachhaltiger Luxusmode zu erhalten. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Outfits von Johanna Riplinger, die in Kombination mit tollen Lederaccessoires von Royal Blush by Jana Keller präsentiert wurden, ebenso wie die Kollektion der niederländischen Newcomerin Elsien Gringhuis, die durch simple, aber raffinierte Schnitte und leuchtende Farben überzeugte.
Überhaupt stand der Mittwoch ganz im Zeichen der Niederlande: Ab 22.30h zeigten mit Studio Jux, Natalie de Koning und Elementum gleich drei niederländische Labels innovative und nachhaltige Mode auf dem Showfloor Berlin.
Elementum Gründerin und Designerin Daniela Pais führte höchstpersönlich verschiedene Tragemöglichkeiten ihrer multifunktionalen Schalkleider vor und bekam dafür begeisterten Applaus.
Getreu ihrem Design Motto „das Maximum an vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei einem Minimum an Schnitten herauszuholen“ erschafft Pais Kleidungsstücke, bei deren Zuschnitt keine Stoffreste anfallen und die gleichzeitig durch ihre Multifunktionalität mehrere Kleidungsstücke auf einmal ersetzen.
Zum Abschluss des Abends zeigte Studio Jux seine ganze Kollektions-Bandbreite von Seidenkleidern bis zum Grobstrickcardigan für Sie und taillierten Anzügen für Ihn. Merkmale: Überschnittene Schultern, fließende Schnitte und Formen, Falten und Wickelungen. Mein Lieblingsoutfit: eine hochgeknöpfte lachsfarbene Bluse kombiniert mit einem kurzen, safranfarbenem Wollkleid mit Dreiviertelärmeln und leichtem Wasserfallausschnitt. Fantastische Farb- und Stilkombi!
Am Donnerstag ging es als erstes zur Show von P/Age, ein ganz junges Berliner Label. Gegründet von den Schwestern Ania und Iwona Pilch, wurde es erst letzten Dezember gelauncht. Die für ihre Kollektion verwendeten Stoffe werden auf traditionelle Art in Guatemala handgewebt, produziert wird in Nicaragua. Die Kollektion selbst war eher ruhig mit klaren Formen und Details wie Ausschnitten, Einsätzen und Layerings.

Im Anschluss dann meine persönliche Highlight-Show: Das Denim-Brand Goodsociety auf dem lavera Showfloor im Umspannwerk am Alexanderplatz. Eine funky Liveband auf dem Laufsteg inklusive Tänzer sorgten hier für die richtige Stimmung. Barfuß und extrem lässig präsentierten die Models perfekt sitzende Jeans mit coolen Waschungen. Neben Denim gab es auch einige Cordhosen zu sehen. Goodsociety überzeugt nicht nur mit seinem Design, sondern auch mit umweltschonenden Herstellungsverfahren und seinem Charity-Konzept (25% des Gewinns gehen an ausgewählte soziale Projekte).
Spektakulär ging es dann auch gleich weiter: Katie Melua moderierte die ziemlich gut besuchte Show der britischen Modedesignerin Ada Zanditon, die erstmalig ihre Eco-Fashion Kollektion auf dem lavera Showfloor präsentierte. Jedes ihrer ziemlich außergewöhnlichen und originellen Kleider – oder sollte ich eher Kreationen sagen? – ist ein Unikat. Merkmale der Kollektion: Viel nackte Haut, figurbetonte Kleider, kurze Röcke, glamourös, betonte Schultern, musterreiche Stoffe, Transparenzen, Metallic und Leder. Fazit: Sexy und ziemlich schräg. Auf jeden Fall ein Highlight!

Nach drei bewegten Tagen, wenig Schlaf, zahlreichen Shows mit bleibenden Eindrücken lautet das Resümee ganz klar: Die „grüne“ Mode hat sich auf der Fashion Week facettenreich und innovativ präsentiert! Damit ist sie ihrem Kerngedanken der Nachhaltigkeit gleich doppelt gerecht geworden, denn bei dem breiten Angebot von Streetwear über Avantgarde bis High-End Fashion vergisst so schnell keiner der Besucher, was für einen fabelhaften Auftritt die Eco Fashion auf der Fashion Week 2013 hingelegt hat. Ich bin schon jetzt gespannt auf das nächste Mal.

Dieser Artikel ist ein Crosspost von Marina Chahboune und erscheint zeitgleich auf ihrem wunderbaren Blog beyondfashion.de.

     
 Chahboune   Marina Chahboune ist Modedesignerin und Blog-Gründerin von Beyond Fashion. Sie arbeitet als Projekt Managerin Corporate Responsibility bei Hessnatur. Ihre Masterarbeit schrieb sie im Rahmen des Studienganges „Sustainability in Fashion" über Optimierungsmöglichkeiten in der Jeansproduktion.

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