02 Dez, 2013
Grüne Ladenliste aktualisiert: vegan vs. öko?
Zum zweiten Mal in diesem Jahr haben wir die Grüne Liste „Ethical Fashion Concept Stores in Deutschland“ aktualisiert und das hat sich gelohnt. Diesmal ist nur ein Laden von der Liste verschwunden und 11 Läden sind hinzugekommen. 7 davon sind allerdings nicht neu, sondern passten bisher nicht zu unseren Kriterien. Wir freuen uns daher sehr, dass immer mehr Läden die angebotenen Marken und Kollektionen genauer betrachten. (direkt zu allen Listen hier)
Zunächst der Verlust. Das Atelier Awash betreibt aus privaten Gründen erstmal keinen Laden mehr in Berlin. Wir hoffen auf ein Comeback!
An gleicher Stelle befindet sich nun das Atelier Akeef, das wegen ein paar Abweichungen gegenüber unseren Listenanforderungen jedoch nicht auf der Liste steht (Grüne Mode berichtete).
Dennoch hat Berlin weiterhin 8 grüne Läden auf der Liste (davon 3 Atelierläden von ansässigen Labels). Mit Water to Wine gibt es nämlich nun einen zweiten Upcycling Fashion Store, der aus einer Kooperation des ersten Upcycling Fashion Stores mit der Berliner Stadtmission entstanden ist (Grüne Mode berichtete).
Neu auf der Liste sind auch Style Affaire (Tübingen), Schlüsselkind (Bremen), Grünschnitt (Jena), Natural Outfitters (Wendelstein) und ein zweiter Laden der Green Guerillas (Köln) sowie ein kleiner Ableger von Marlowe Nature im Weltladen Ottensen (Hamburg).
Hinzugekommen sind zudem 4 Läden mit einem komplett veganen Modesortiment. Die 3 Läden von DearGoods bestehen schon länger, hatten aber bisher mehrere kleine Abweichungen gegenüber unseren Sortimentskriterien. Das hat sich nun erfreulicher Weise geändert. Relativ neu ist Stadtgrün in Hamburg.
Knackpunkt sind bei den veganen Modeläden immer vor allem die Schuhe. Bei veganen Schuhen kommt häufig konventionelle Baumwolle zum Einsatz. Da es entsprechende Stoffe problemlos aus Bio-Baumwolle oder auch Hanf auf dem Markt zu kaufen gibt, ist hier eigentlich „vegan“ und „ökologisch“ gut vereinbar. Es gibt auch eine ganze Reihe Labels, die dies anbieten. Deshalb und wegen der besonders schwerwiegenden sozialen wie ökologischen Folgen des konventionellen Baumwollanbaus, waren wir hier immer kompromislos mit der Listenzulassung.
Eine Kompromisslinie fahren wir hingegen schon länger hinsichtlich der veganen Alternative Kunstleder. Eigentlich würde ich mir wünschen, dass hier nur Materialien aus recycelten Kunststoffen zum Einsatz kommen. Technisch ist dies möglich, die Auswahl auf dem Markt ist jedoch noch sehr gering. Einige ansonsten komplett grüne Concept Stores verkaufen mit Vegetarian Shoes ebenfalls eine Sorte Schuhe aus nicht-recyceltem Kunstleder. Die veganen Concept Stores hingegen bieten mangels Alternativen fast ausschließlich solche Schuhe an.
Für konventionelles Kunstleder spricht, dass auch die Ökobilanz von pflanzlich gegerbtem, aber zumeist aus konventioneller Tierhaltung stammendem Leder nicht besonders gut ist – wenn wir die Tierhaltungsfolgen dem Leder anrechnen. Gegen konventionelles Kunstleder spricht, dass sowohl die Förderung des Rohstoffs Erdöl als auch die chemische Herstellung und die Entsorgung von Kunstleder negative Auswirkungen auf die Ökosysteme hat, in denen das jeweilige geschiet. Und gegen Kunstleder im Allgemeinen spricht auch die gegenüber einem gut gepfegten Leder wesentlich geringere Haltbarkeit, die die genannten Folgen im Vergleich potentiert.
Tierisches Leben ist auf intakte Ökosysteme angewiesen. Werden Ökosysteme zerstört, sterben in der Regel auch die dort lebenden Tiere. Und das Kunststoffmüll Tiere töten kann, wissen wir inzwischen ebenfalls. Selbst aus einer rein tierethischen Sicht ist es also gar nicht so eindeutig, dass Kunstleder die bessere Wahl ist.
Mir fällt es schwer ein eindeutiges Fazit zu ziehen. Ich selbst würde konventionelles Kunstleder auf jeden Fall weder kaufen noch verkaufen. Ich ernähre mich weitestgehend vegan, trage begeistert Recycling-Kunstleder-Schuhe von ekn footwear, habe mir aber auch gerade ein paar edle Echtlederschuhe der selben Marke gegönnt. Zugleich respektiere ich es, dass andere Menschen ohne Ausnahme keine tierischen Produkte nutzen und trotzdem nicht in Stoffschuhen Überwintern möchten.
Von allen Veganer_innen und veganen Händler_innen wünsche ich mir auf jeden Fall, dass sie die veganen Schuh-Labels auffordern endlich konsequenter ökologische Materialien einzusetzen! Dann können wir den derzeitigen Kompromiss hoffentlich bald wieder aufheben.
Die aktualisierte Liste findet ihr wie immer hier.
![]() |
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
Veröffentlicht in: News



ich recherchiere dezeit möglichkeiten, einen nachhaltigen, streetwearrelevanten „luxusparka“ zu entwickeln.