24 Aug, 2009

Bedient werden

Habe ich mich schon in einem früheren Eintrag gefragt  – wo kaufen wir in Zukunft unsere grüne Mode ein?  Ich denke, der klassische Laden hat noch seine Fans. Warum? Weil Modekunden wie andere Kunden heute niemanden mehr blind irgendetwas abkaufen, sie wollen bedient, beraten und damit respektiert werden. Ich leiste mir deshalb den Luxus und suche noch Läden auf – neu gibt es in Berlin „Everyday is like sunday“, die grüne Mode verkaufen, aber in Sachen Bio echte Allrounder sind. 

Sandra König und Patrick Bolk haben bereits den Berlin-Bio-Gastroführer „Berlin isst Bio“ herausgegeben und bloggen auch zum Thema.  Vertrauen ist halt ein großes Thema beim ethischen Konsum allgemein und im Laden kann ich jemand direkt in die Augen gucken.  Ach ja, außerdem schwärme ich für Schaufenster. Der Ökomode-Laden mit der größten Schaufenster-Fläche ist allerdings Marlowe in Hamburg!

Mit dem Einkaufen wird es allerdings ein bisschen mau in nächster Zeit. Nächste Woche bin ich auf der Munich Fabric Start in München, wo sich die internationale Stoff-Szene trifft und dann auf der Wearfair in Linz!

Öffnungszeiten des Berliner Neulings: di-fr 12 bis 19 Uhr, sa 12-17 Uhr. Reichenberger Straße 86.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

Hier finden Sie alle Artikel von .

Veröffentlicht in: News

8 Kommentare auf "Bedient werden"

1 | Matze

August 25th, 2009 at 12:23

Avatar

Sorry, aber denke das ist fast ein weibliches Phänomen. Also ich kaufe auch gerne Klamotten, aber eher selten im Laden, sondern eher über das Internet. Wenn die Kleidung dann bei mir zuhause ist kann ich sie immer noch ausgiebig prüfen und bei nicht gefallen zurücksenden. Zwar muss man dabei oftmals Versandkosten bezahlen, aber diese 3-4 Euro nehme ich, bei viel größerem Angebot und mehr Bequemlichkeit, gerne in Kauf. V.a. wenn dann der Preis für die Kleidung billiger ist. Denke zwar auch nicht, dass die normalen Läden komplett verschwinden werden, aber irgendwann werden wohl vermehrt virtuelle Shops in den Vordergrund drängen. MfG

2 | Fr.Jona&son

August 26th, 2009 at 06:46

Avatar

ich denke, der klassische laden wird nie aussterben, doch er bedarf einer auffrischungskur.

gerade grüne mode braucht noch erklärungsbedarf und da sind geschulte verkäuferinnen ein segen. doch wie verbinden mit dem bequemen internet?

einkaufen im laden soll ein vergnügen sein- vielleicht mir freundinnen einen shoppingnachmittag in einem laden buchen- wein trinken, biostangerl knabbern…sich beraten lassen und shoppen.

ich weiß auch nicht- aber es ist eine genaue überlegung wert.

gibt es auf der fabric start schon ein grüne ecke?
soweit ich weiß, nicht, oder doch?

3 | Lars

August 26th, 2009 at 09:19

Avatar

Unser Laden „gruene wiese“ in Münster hat auch ein sehr großes Schaufenster und sogar eins mit Rundverglasung 😉 Nachdem ich diverse feine grüne Läden der Republik besucht habe, vermute ich zudem, dass wir mit 100 m2 auch einer der größten Ökofashionläden sind.

@Matze: Zumindest für Männer haben wir mehr Auswahl als die meisten mir bekannten Onlineshops (anteilig haben natürlich auch bei uns die Frauen die Oberhand) und zuhause ausgiebig prüfen und gegebenenfalls zurückbringen ist natürlich auch immer möglich. Außerdem bieten wir Kunden an, deren Lieblingsteile aus den Kollektionen unserer Brands zu bestellen, wenn wir diese nicht im Sortiment haben. Die gibts dann oft auch in keinem Onlineshop oder nur mit hohem Versand aus dem Ausland.

Ich glaube eine Kombination aus online und stationär macht Sinn. Zum einen wird es in absehbarer Zeit lange nicht in jeder größeren Stadt einen Ökofashionladen geben und auch der könnte dann ja nicht die verschiedenen Stilvorstellungen aller Interessenten der Stadt abdecken. Zum anderen gibt es sicherlich auch noch mehr Menschen wie mich, die gerne viele verschiedene Sachen anprobieren, um sich dann für das beste Teil zu entscheiden. So viel zu verschicken können nur sehr große Shops leisten und ökologisch ist das auch mal gar nicht.

4 | Kirsten

August 26th, 2009 at 09:52

Avatar

@to all of you: Wie schön, dass ihr alle wieder da seid!!!
Neuer Aspekt für die Diskussion: Wir sehen eine Gründerwelle im Moment, was kleine Ökofashion-Anbieter angeht – und die meisten setzen auf einen Online-Shop. Für – sorry – Kindertragetücher und ein Baby-Shirt mag das die einzig richtige Strategie sein, aber bei Hosen, Kleidern und Schuhen, brauche ich manchmal das Haptische.
Und zu den Gründern, die die Branche gerade wachsen lassen: Bitte, nicht nur T-Shirts! Davon haben wir genug. Mehr noch: Ich bezweifle, dass sich damit Geld verdienen lässt. T-Shirt-Freunde, was sagt ihr?

5 | Patrick

August 26th, 2009 at 15:06

Avatar

Liebe Kirsten Brodde, vielen Dank für die Vorstellung! Übrigens gibt es bei uns außer schönen T-Shirts noch vieles mehr, von Schlüppern (wie der Berliner sagt) über Hosen bis Hoodies. Ich persönlich gehöre auch zu den „Anprobierern“, und reine Ökofahion-Läden gibt es in Berlin bislang kaum, außer uns kenne ich nur einen einzigen. Lieben Gruß von Patrick, der sich über euren Besuch freut!

6 | Bernd

August 26th, 2009 at 22:59

Avatar

Also, ich kaufe möglichst nur noch in den Läden, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Ich probiere ein Kleidungsstück gerne an, bevor ich es kaufe.

2. Ich möchte die mutigen Pioniere unterstützen, denn in ihre Läden werde auch Menschen kommen, die nicht bewusst ökofair einkaufen. Sie sind also wichtig, um neue Kundinnen und Kunden zu erreichen. Und die brauchen wir dringend, denn ich sehe es nicht als ökologisch an, sich ständig neue Klamotten zu kaufen. Demnach bin zum Beispiel ich als Kunde demnächst erst einmal weitgehend „bedient“.

3. Kompetente Bedienung macht mir Freude. Begegnung mit jemandem, der auch diese gute Sache unterstützt, kann sehr inspirierend sein.

3. M ist manchmal S (z.B. die alten Zündstoff-Shirts) und S ist manchmal sogar L.

4. Die Hin-und-her-Schickerei macht mir keinen Spaß.

Allerdings trage ich auch weitgehend basics.
Jeans und Shirts finde ich in den Läden. Schöne passende Hemden eher selten. Hier scheint mir auch noch eine wichtige Zielgruppe unentdeckt/unbekleidet: die Herren ab 50 Jahren. Gibt es für die Angebote außer hessnatur?
Die Sachen von loomstate sehen toll aus, sind aber sehr teuer. Doch wo gibt es die in Deutschland?

7 | Fr.Jona&son

August 26th, 2009 at 23:40

Avatar

Zum Thema Verkäuflichkeit von grüner Mode:
Ich präsentiere meine neuen Modelle bei der Wearfair in Linz.
Linz ist nicht Berlin oder London, wo es von Haus aus mehr Ökofashionfans gibt.
Ob die Teile zu teuer sind, ist die nächste Frage….mal sehen.
Ich denke, in kleineren Städten ist das Thema grüne Mode noch eher schwer vermittelbar.
Da kommt der Onlineshop ins Spiel, nur..T-Shirts kann man sich leicht mal kaufen, aber wie sieht es mit Abenkleidern, schönen Tops, etc aus?
Von Haus aus „bequeme Teile“ entwerfen, die von der Passform her unproblematisch sind?

ERfahrungsberichte bitte!

8 | Fair shopping fairy

August 27th, 2009 at 00:42

Avatar

@Bernd aber natürlich auch alle anderen: ich denke, es gibt noch sehr viele Nischen, in die die faire Ökomode noch nicht vorgedrungen ist, mal abgesehen von den über 50-jährigen Männern. Was ist z.B. mit dem sogenannten Übergrößenmarkt? Da habe ich noch überhaupt nichts gefunden. Außerdem noch nicht entdeckt: elegantere Herrenmode auch für die unter 50-jährigen. Was ich überhaupt nicht verstehe: warum die meisten „grünen“ Hersteller allen aktuellen Trends ausweichen. So kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Ich finde, die kann man ja durchaus einfließen lassen, wenn dann nichts dabei herauskommt, was die Leute in ein zwei Jahren nicht mehr tragen wollen.

9 | Bekleidungssyndikat

August 27th, 2009 at 12:05

Avatar

Als eine der Neugründungen einige kleine Gedanken aus der niedersächischen Provinzhauptstadt:

Läden sind toll – aber für den Anfang ein hohes Risiko. Wir könnten im Moment jedenfalls nicht mal eben 350-500 Euro (zusätzlich!) jeden Monat für einen Laden aufbringen. Dafür sind Läden wegen dem KundInnenkontakt aber auch für uns „VerkäuferInnen“ nett – deshalb sind wir ja auch viel unterwegs und wollen mittelfristig auch eine Laden aufmachen. Und noch was die Leute kaufen häufig in einem Laden „viel“ mehr, als im Netz – das ist für die Läden gut, aus Konsumkritischer Sicht ist das – naja eine klassische Zwickmühle halt.

Onlineshos sind toll – weil die sind nicht nur immer offen, sondern auch direkt bei dir zu Hause. Es ist, und das dürfen wir GroßstädterInnen nicht vergessen, nunmal so, dass nicht alle Leute in Berlin oder Hamburg leben. Ich habe sogar von Leuten gehört, die sollen auf „dem Land“ leben und gerne faire Klamotten kaufen ;-). Mal eben zum fairen Shoppen fahren zu können wird zwar immer einfacher, aber so dicht ist das analoge Netz dann doch noch nicht.