21 Jul, 2014
FashionWeek Review: Ethical Fashion Show
Aufgehalten durch einen widerspenstigen Fahrkartenautomaten habe ich die offizielle Eröffnung der Ethical Fashion Show (EFS) verpasst. Mit dabei dieses Mal Schauspielerin Inez Bjørg David, die seit 2013 einen Green Fashion Store (miwai) in Berlin betreibt. Wer wie ich der Generation Soap angehört erinnert sich vielleicht. Von 2003 bis 2006 spielte sie in „Verbotene Liebe“ mit.
Gleich zu Beginn gab es ein Highlight im Rahmenprogramm. Safia Minney, Gründerin des FairTrade-Fashionpioniers PeopleTree hielt einen Fashion Talk zum Unterschied zwischen ethischer und Fairtrade Mode. In der vollbesetzten Warte des früheren Elektrizitätswerkes (großartiger Raum!!!) präsentierte Safia die Werte ihres Unternehmens und ihre Vorstellungen von einer fairen und nachhaltigeren Textilproduktion. Ein inspirierender und begeisternder Auftakt. Kirsten nutzte die Gelegenheit zu einem Interview im Anschluss an den Talk, das ihr hier nachlesen könnt.
Erstmals stellte PeopleTree seine Kollektion auch auf der EFS vor. Neben vielen Kleidern mit frischen Mustern, für die PeopleTree bekannt ist, finden sich diesmal auch mehr reduziertere Designs mit raffinierte Schnittführungen in der Kollektion. Besonders gefallen haben mir neue Melange-Jersey-Qualitäten sowie moderne schlichte Blusen und ein toller Sommerparka. Cardigans in unterschiedlichsten Varianten lassen sich perfekt mit dem wohl größten und vielfälltigsten Kleiderangebot der FairTrade Fashion Branche kombinieren.
Während PeopleTree sich parallel auch noch auf der Premium präsentierte, ist L’herbe Rouge komplett zur EFS gewechselt. Designerin Arielle Levy legt viel Wert auf maximale Kombinierbarkeit und klare Designsprache. Die Oberteile und Kleider sind locker geschnitten. Zum Einsatz kommen strukturierter Tencel-Feinstrick und Tencel-Webstoffe, sodass die Formen fließen und viele Styles einen edlen leicht Glanz aufweisen. Besonders fasziniert hat mich dabei eine neue Tencel-Webqualität, leicht transparent und optisch wie habtisch sehr nah an Seide (siehe auch Foto rechts). Leichter Biobaumwoll- und Leinenstrick runden das Programm ab. Für mich die modernste Kollektion auf dieser Messe.
Mit Lanius und Goodsociety waren noch 2 weitere größere grüne Labels auf der wiederholt komplett ausgebuchten EFS vertreten. Sollte Karl-Heinz Müller mit seinen Bread&Butter-Plänen (Umzug nach Barcelona im Winter) diesmal Ernst machen, sehe ich hier Potential für weitere grüne Größen und größere Räumlichkeiten.
Anders als die anderen Berliner Messen bieten EFS – und auch die Schwestermesse Green Showroom – auch Platz für kleine innovative Modestartups. So zum Beispiel auch Ahimsa (Foto oben) aus Brasilien. Während bei Schuhen noch allzu oft eine Abwägung zwischen vegan und ökologisch getroffen werden muss, setzt Ahimsa beides konsequent um. Die Obermaterialien bestehen vorrangig aus Bio-Baumwolle, bei einigen Modellen auch aus Recyclinkunstleder. Produziert werden die Sneaker und Casual Shoes in einer eigenen Produktionsstädte mit laut Gründer Gabriel Silva europäischen Arbeitszeiten und übertariflichen Löhnen. Bisher verkaufte Ahimsa seine Schuhe übrigens nur in Brasilien selbst und insbesondere an die auch dort wohl stark wachsende vegane Bewegung.
Nur 2 Stände weiter feierte Pure Green aus Barcelona Messepremiere. Das spanische Label hat in Zusammenarbeit mit der Universität ein besonderes Mix-Material entwickelt, das nicht nur eine schöne Struktur aufweist, sondern sich auch wunderbar leicht und seidig anfühlt. Das Material besteht aus Hanf, Seide, Bio-Baumwolle und Modal. Dabei wird versucht den Anteil an Bio-Baumwolle klein zu halten und langfristig sogar komplett durch Hanf zu ersetzen, der lokal bezogen wird.
Während es auf vielen konventionellen Messen diesmal für die jeweiligen Verhältnisse recht leer war, wurde die EFS auch bei dieser Ausgabe erneut stärker besucht als zuvor. Gut angenommen wurde auch das umfangreiche Rahmenprogramm, das verschiendenste Aspekte ethischer Mode beleuchtet hat. Leider verpasst habe ich das Create Green Frühstück zum Thema „Ein einheitliches Textilsiegel für soziale und ökologische Kriterien?“. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Heike Scheuer vom IVN, die mich im Anschluss auf den neusten Stand in Sachen Siegel-Diskussion gebracht hat.
Mit dem starken Rahmenprogramm gewinnt die EFS auch als Informations- und Networking-Plattform der grünen Modebranche immer mehr an Bedeutung. Gerade auch die staatliche Initiative um Entwicklungsminister Müller zeigt, dass die Branche sich dringend auch politisch für ihre Anliegen stark machen sollte.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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