16 Aug, 2015

Sommer, Sonne, Innatex

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Christian Grewe/Innatex

37. Innatex und gefühlt auch 37 Grad. Bei hochsommerlichen Temperaturen bin ich im gut klimatisierten ICE nach Frankfurt gereist. Auch sonst hat die Hitze anscheinend kaum jemanden vom Messebesuch abgehalten, denn es war eine der bestbesuchtesten Sommermessen überhaupt.
Wer von Sonntag auf Montag in Wallau geblieben war, konnte so auch eine großartige Sommerparty erleben. Und nicht nur das. Knowledge Cotton Apparel und Recolution hatten ihre Stände mit einer gemeinsamen Bar verbunden. Auf der Cocktailkarte: Knowledge Cotton Apperol, Reco Fizz und der Innaflex No1.

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Ein ganz besonderes Highlight hatte sich auch Andi vom Vertrieb Okey Dokey Distribution (Bleed, Vatter, Surfrider Foundation) ausgedacht. Seinen Bulli baute er an den Abenden zur mobilen Disko um. Insbesondere die Aussteller_innen der Halle2, in der durchweg junge grüne Brands zu finden sind, feierten hier gemeinsam bis spät in die Nacht. Da ich erst am Montag angereist bin, ist mir das leider alles entgangen, aber ich konnte an der wohligen Erschöpftheit einiger Teilnehmer_innen erahnen, dass es sich gelohnt hätte.

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Nun aber zur Mode. Ich habe mich auf die konzentriert, die ich in Berlin nicht gesehen habe. So auch Carpasus aus der Schweiz, die zwar in Berlin ausstellten aber einfach dort nicht in meinen straffen Messeplan passten. Um so wichtiger auf der Innatex eine zweite Chance zu haben René Grünenfelder und Michael Schreiner kennen zu lernen. Die beiden Jungunternehmer bietet elegante, hochwertige Herrenhemden an. Der New Kent Kragen hat eine mittlere Spreizung und eignet für alle Anlässe, ob mit oder ohne Krawatte. Die edlen Twillstoffe sind bügelleicht und werden in Österreich gewoben und gefärbt. Die Knöpfe bestehen aus Steinnus und selbst bei den Kragenstäbchen sucht Carpasus nach ökologischen Alternativen zum üblichen Plastik. Die gesamte Produktionskette ist über das Tracebility Tool von Produzent REMEI transparent online nachvollziehbar. Obendrauf sind René und Michael supersympatisch und echte Überzeugungstäter.

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Für eine durchdachte und rund um möglichst nachhaltige Produktion steht auch Henning Siedetopp mit seinem Label Mela Wear, das aus dem wissenschaftlichen und studentischen Umfeld der Leuphana Universität Lüneburg gegründet wurde. Auf der Messe präsentierten sie den ersten GOTS und FairTrade zertifizierten Rucksack. Ein Canvas-Rucksack mit Rolltop-Verschluss, der damit voll im aktuellen Retro-Outdoor-Trend liegt. Die gesamte Produktion von Mela findet in Nordindien statt, sodass die Transportwege kurz gehalten werden. Weil sich die Nachhaltigkeitsprofis auch Gedanken machen, was nach der Nutzung mit ihren Produkten passiert, streben sie auch noch eine Cradle2Cradle-Zertifizierung und damit die vollständige Kreislauffähigkeit ihrer Produkte an. Auch wenn ich auf ein solches Zertifikat verzichten könnte würde ich mir von viel mehr grünen Labels wünschen, dass sie ihre Produkte so gestalten, dass sie in einen technischen oder natürlichen Kreislauf überführt, also entweder hochwertig recycelt oder kompostiert werden können.

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Innovative Produkte und Konzepte bekomme ich auch wieder bei den DesignDicoveries geboten. Keine Mode, aber dennoch textile Produkte machen ChicoBag aus Californien. Die B Corporation ist mit wiederverwertbaren Einkaufstüten aus Recycling-Polyester gestartet und hat ihr Produktportofolie inzwischen deutlich erweitert. Neue Beutelformen ersetzen Alu- oder Frischhaltefolie für Snacks unterwegs und eine weitere die kleinen Tüten für loses Obst und Gemüse, wie es sie selbst in Biosupermärkten gibt. Die Beutel sind alle maschinenwaschbar, sodass sie auch im Dauereinsatz einfach sauber zu halten sind. Eine ganze Reihe Bioläden bieten diese praktischen Begleiter schon mit eigenem Logoaufdruck an. Neu sind auch ein Daypack-Rucksack, eine Flaschenhaltertasche und ein Duffelbag, allesamt wie die Einkaufstüten in eine integrierte Tasche in sich selbst verpackbar und mit einem Carabiner an Hose oder Rucksack zu befestigen.


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Am Stand gegenüber kommen ChicoBags als Schuhbeutel zum Einsatz. Eine Kooperation, die im Netzwerk Dasselbe in Grün entstanden ist. Die Schuhe um die es geht stammen von FreiVon, einem Startup für nachhaltige vegane Business-Schuhe. Ich kannte die Schuhe schon von einer Crowfundingkampagne und war gespannt, wie sie in Natura aussehen. Es gibt erstmal je ein Modell für Damen und Herren. Ein alltags- und bürotauglicher Schuh komplett in schwarz, der auf Wunsch mit farbigen Schnürsenkeln aufgepeppt werden kann. Als Obermaterial kommt ein Kunstleder zum Einsatz, dass zu 40 % aus natürlichen Rohstoffen und zu 60 % aus Polyurethan besteht. Optisch macht das Material ein tollen Eindruck und ist kaum von echtem Leder zu unterscheiden. Auch altert es schöner als viele mir bekannten Kunstleder, bei denen über Zeit meist die Farbschicht Risse bekommt oder sich sogar stellenweise ablöst. Davon konnte ich mich durch die eingetragenen Muster an den Füßen der Gründer_innen Sarah Pollinger und Paul Stühle überzeugen. Ökologisch ist das Ganze noch nicht optimal und für das engagierte Gründerpaar daher auch nur ein Schritt auf dem Weg. Sie wollen einen komplett recycelbaren/kompostierbaren Schuh. Bei der Sohle haben sie das schon geschaft. Alle eingesetzten Materialien und ihre vor- und Nachteile beschreibt FreiVon ganz ausführlich und transparent auf der eigenen Website. Produziert wird in einem handwerklichen Betrieb in Pirmasens (Rheinland-Pfalz).

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Christian Grewe/Innatex

Um Handwerk geht es auch bei Joah Kraus. In seinem Ateilier in Köln kreiert der Designer Mode, die keinen Trends hinterherläuft und eine ganz eigene Formsprache zeigt. Dabei legt Joah viel Wert auf hochwertige Materialien sowie den optimalen Schnitt. Auf der Innatex hat der Kölner seine Männerhosenkollektion vorgestellt. Für den perfekten Sitze am Gesäß entwickelte er ein Y-Naht, die es so bei keinem anderen Hosenhersteller gibt. Eine weitere Besonderheit ist der sogenannte Treppensaum, vorne kürzer und hinten über den Schuh fallend. Alle Hosen werden in klassischen Herrengrößen (kurz, normal, lang) angeboten und sind daher für nahezu alle Figurtypen geeignet. Durch die Produktion direk im Atelier bietet Joah auch individuelle Anpassungen an. Auf der Website habe ich mich auch mal durch die anderen Kollektionen geklickt und werde mir das bei meinem nächsten Kölnbesuch auf jeden Fall mal genauer anschauen!

Foto: Christian Grewe/Innatex

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

2 Kommentare auf "Sommer, Sonne, Innatex"

1 | Georg

September 7th, 2015 at 00:11

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Vielen Dank für den Bericht von der Innatex – das scheint euch viel Spaß gemacht zu haben. Die Bilder und der Artikel sind wirklich gut geworden!

2 | Carmen

September 14th, 2015 at 20:04

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Die Taschen sind ein tolles Highlight :-)