30 Dez, 2015

Buchtipp: Frauen und Kleider

frauen und kleider

Endlich: Winter ist Lesezeit. Das wunderschön gestaltete Buch Frauen und Kleider – Was wir tragen, was wir sind ist eine Liebeserklärung an die Mode. Fernab von der Glorifizierung der Fast Fashion zeigen die Autorinnen Leanne Shapton, Sheila Heti und Heidi Julavits, warum Frauen anziehen, was sie anziehen.  Leanne Shapton sagt über die Motivation, dieses Anti-Fashion-Buch zu schreiben:

In Magazinen geht es meist darum, dass vermeintliche Makel korrigiert oder kaschiert werden müssen. Wir sollen unsere Hintern hassen oder unsere Oberarme. Das ist bescheuert. Unsere Vision von Mode ist stolz, lustig, selbstkritisch und politisch.

Dazu haben sie einen Fragebogen entwickelt und ihn über 500 Frauen aus aller Welt vorgelegt. Dabei geht es um Fragen wie „Wenn du alle Kleidungsstücke bis auf eines weggeben müsstest, welches würdest du behalten?“, „Gibt es Teile, die du mehrfach besitzt?“ oder „Wie und wann kaufst du dir neue Kleider?“ – spannende Fragen, die zur Reflexion über das eigene Konsumverhalten anregen. Bewegende Interviews mit Textilarbeiterinnen in Kambodscha machen deutlich, welchen Einfluss unsere Art, mit Kleidung umzugehen, auf das Leben der Frauen in den Produktionsländern hat. Das alles kommt jedoch ohne erhobenen Zeigefinger daher – was es aber noch eindringlicher macht. So werden die Frauen gefragt, was sie selbst tragen.

Ich weiß nicht, was auf meinem Shirt steht, weil ich nicht lesen kann.

Wir müssen uns der Hitze in der Fabrik anpassen. Diesen Pullover kann ich nur tragen, weil ich heute frei habe.

Die Autorin Sheila Heti spricht mit der Menschenrechtsjournalistin Mac McClelland, die unter anderem über die Arbeitsbedingungen bei Abercrombie recherchierte. Sie erzählt:

Sie machen „Echtzeit-Updating“, die Software sagt ihnen: Wir haben so und soviele Bestellungen zu erledigen, und bestellen die Arbeiter Tag für Tag ein.

Die Kapitel, die sich mit fairen Produktionsbedinungen befassen, machen zwar nur einen kleinen Teil des Buches aus und blenden auch die ökologischen Aspekte aus. Dennoch ist „Frauen und Kleider“ lesenswert, weil es zeigt, wie Frauen mit Mode ihr Selbstbewusstsein ausdrücken und wie sie lernten, sich in ihrem Körper wohlzufühlen (wohl einer der Gründe, warum es zu den Buchempfehlungen von Edition F gehört). „Frauen und Kleider“ ist eine soziologische Studie, über die die Süddeutsche Zeitung schreibt:

Das Klügste und Überraschendste, was es derzeit über Mode zu lesen gibt.

Daraus folgt: Lieblingskuschelklamotten angezogen, ab aufs Sofa und loslesen!

 

     
 Sara Westerhaus   Sara Westerhaus ist Onlineredakteurin und freie Autorin für verschiedene Magazine und Blogs. Schon seit 2007 bloggt sie zudem in ihrem eigenen Blog In Bewegung über Nachhaltigkeit, Vegetarismus und Laufsport.

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Veröffentlicht in: Gelesen|Tipps

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