25 Jan, 2016
FashionWeek Winter 2016: SEEK
SEEK me Baby one more time. Wie erwartet folgt dem Untergang der Bread&Butter der Aufstieg der SEEK. Die kleine Schwester der Premium ist eigentlich mehr der coolere Bruder. Es ist nämlich vornehmlich eine Männermodemesse. Zwar gibt es auch einige Labels, die neben der Herren- auch eine Damenkollektion präsentieren, aber das ist die Ausnahme. Dafür wird hier Einiges unisex angeboten, insbesondere Schuhe von Sneakern über Flats bis Boots.
Sehr viele Labels auf der SEEK produzieren in Europa oder den USA und fokussieren auf qualitativ höherwertige Verarbeitung so wie cleanes und zeitloses urbanes Design. Sehr wenige dieser Labels wiederum bemühen sich auch um eine nachhaltigere und giftfreiere Produktion. Aber es gibt auch wirklich grüne Labels auf der SEEK und die, die dort zu finden sind, gehören zu den Stärksten, die derzeit in der Herrenmodewelt zu finden sind.
Fangen wir mit Schuhen an. Da ist zum einen ekn footwear, das sympatische Label von Noel Klein-Reesink. Sehr gefreut habe ich mich, dass ekn den businesstauglichen Schuh Maple nach 2 Saisons wieder neu auflegt. Allen, die etwas für Beruf, Ausgehen oder festliche Anlässe suchen, sei dieses Modell schonmal wärmstens empfohlen. Eindeutiges Highlight der neuen Kollektion ist jedoch ein ganz anderer Schuh. Der Trillium (siehe Foto) mutet geradezu skulptural an, ist aber dennoch sehr gut tragbar und dank der schon früher verwendeten Vibram Ultralight Sohle auch vom Start weg superbequem. Es gibt einen herausnehmbaren Innenschuh, aus neopren-artigem Recyclingmaterial, der durch die seitlichen Cutouts des Aussenschuhs einen technischen Kontrast bildet. Der Aussenschuh besteht weitgehend aus nur einem Lederstück, dass sich einmal um den ganzen Fuß herumlegt. Damit setzt ekn die MrBailey-Linie fort, die sich auch bei den weiteren Modellen erfrischend von typischen Sneakerformen absetzt, was natürlich genauso auch für die hochwertige Verarbeitung und die ökologischen Rohstoffe gilt.
Sehr klassisch und mit langer Tradition bildet Kavat designmäßig gewissermaßen einen Gegensatz. Die Chelseas und Schnürboots der Schweden sind schwerer und breiter, die Leder dicker, doch die Schuhe nach kurzem eintragen nicht minder bequem. Viele Modelle gibt es seit Jahren und auch die 3 klassischen Lederfarben (schwarz, dunkelbraun und hellbraun) kommen wieder bei fast allen Modellen zum Einsatz. Der Chelsea-Klassiker Bodas hat ein kleines Update erfahren und hat nun farblich abgesetzte Zugschlaufen sowie ein schwarze Sohle. Chelsea und Desert Boot gibt es nun auch mit einer Sneakersohle. Ebenfalls schlicht und perfekt umgesetzt, aber meine Favoriten bleiben die Klassiker, die durch ihre robusten Materialien und hervorragende Verarbeitung auch nach vielen Jahren noch super aussehen und bestimmt nicht aus der Mode kommen.
Deutlich trendorientierter ist hingegen das französische Sneaker-Label Veja unterwegs. Entprechend des andauernden Runner-Hypes stehen auch hier viele Modelle mit „Laufsohle“ zur Auswahl. Gut gefallen haben mir dabei besonders die schlichten Hauptfarben mit Kontrasten in knalligeren Details. Erstmals wird es auch vegane Runner geben, bei denen ein Recycling-Kunstleder zum Einsatz kommt. Bei den Ledervarianten hat Veja leider derzeit Probleme mit dem Bezug vegetabil gegerbter Leder und sucht dringend einen neuen Lieferanten.
Gefreut habe ich mich über ein Wiedersehen mit meiner SEEK-Entdeckung aus dem Sommer 2014. Als Levit1 stellten die Designer_innen damals eine Linie sehr formschöner Sandalen aus vegetabilem Leder und lokaler Verarbeitung vor. 3 Messeausgaben später zeigten sie nun mit Levit2 Schnürer und Chelsea Boots. Das Design ist abermals sehr reduziert und klassisch. Alle Modelle werden ausdrücklich unisex angeboten.
Eine Premiere auf der SEEK feierte das HAKA-Brand KnowledgeCotton Apparel. Die Dänen hatten bis zur letzten Ausgabe der Bread&Butter die Treue gehalten. Gewohnt solide ist die immer breiter werdene Auswahl an bürotauglichen bis modischeren Hemden und Strickpullovern. Besonders gefallen hat mir, dass im Vergleich zu diesem Winter wieder mehr Strukturstrick dabei ist und auch insgesamt neben den klassischen Schnitten mehr modische Lässigkeit Einzug erhält. Ach ja, und Phantom ist das neue Schwarz.
Ebenfalls neu auf der SEEK war das Herrenlabel Solstice aus der Schweiz. Die Kollektion wirkt sehr hochwertig und die Designs sind smart, jedoch ohne bieder zu sein. Viele Materialien stammen aus der Schweiz und auch die Verarbeitung findet dort statt. Ganz dem Ruf schweizer Produkte entsprechend wirken die Hemden und Pullover in Material und Verarbeitung geradezu perfekt und fassen sich auch sehr gut an. Noch nicht alle Garne sind bio, aber Solstice versuchen immer mehr Produkte mit GOTS-zertifizierten Materialien zu realisieren und sind für mich eine der Neuentdeckungen für nachhaltige Männermode.
Längst etabliert sind hingegen die Schweden von nudie Jeans. Zurecht sind ihre Jeans weltweit beliebt. Viele Fans wissen gar nicht, dass ihre Jeans „organic“ sind und ihr Lieblingsbrand eines der aktivsten Fair Wear Foundation Mitglieder. Nach „100 % Organic“ bei den Jeans, sind inzwischen auch fast alle Oberteile aus ökologischen Fasern hergestellt. Erstmals gibt es im Winter 2016 Strickpullover aus recycelter Wolle. Auch bei Hemden und Shirts hat nudie nochmal zugelegt. Bei den Hosen bin ich sehr gespannt, wohin die Reise 2016 wirklich geht. Nudie hat nun auf jeden Fall auch Superflared und Cropped Ultrabaggy im Angebot.
SEEK-Debütanten waren wiederum Aizome1 Envirodenim, ein im wahrsten Sinne globales Jeanslabel. Die Macher_innen sind auf mehreren Kontinenten zuhause und selten lange an einem Ort. Produziert wird komplett in Japan. Es geht um Qualität und Perfektion. Um das besondere Design, weitweg von kurzlebigen Trends. Die gesamte Kollektion ist mit natürlichem Indigo gefärbt. Es gibt Jeanshosen, aber vor allem viele Jacken und Blazer. Die Nahtführung ist aufwendig, die Formen jedoch sehr klar. Es ist Higher Fashion, aber eben in Denim. Als die beiden mich fragten, welche Messe ich für sie als passend während der FashionWeek empfinden würde, war ich unsicher, was ich antworten sollte. Die SEEK ist es auf jeden Fall eher nicht, aber ich habe mich dennoch sehr gefreut, sie dort kennenzulernen.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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