02 Feb, 2016

FashionWeek Winter 2016: Ethical Fashion Show und Green Showroom

BERLIN, GERMANY - JANUARY 19: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 19.01.2016. Visitors and buyers at Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt

Die beiden grünen Messen waren diesmal stark wie nie zuvor. Ich erinnere mich an Saisons, wo es für viele grüne Conceptstores hier mehr um das Familientreffen ging, während die besten grünen Kollektionen eher auf anderen Messen zu finden waren. Mit Lanius, KnowledgeCotton und Oh My Bag leisteten sich hingegen diesmal gleich 3 auch im konventionellen Handel erfolgreiche Labels einen Doppelauftritt und eine ganze Reihe langjährigerer und neuer Aussteller überzeugten auf einem Level, das mich wirklich begeistert hat.

Frieda Sand debütierte mit einer so ausgereiften Kollektion, wie sie eben nur erfahrene Modeprofis hinlegen können. Kirsten Weihe-Keidel ist bereits seit 20 Jahren mit der Kindermodemarke Sense Organics am Markt. Mit Frieda Sand kommt nun Damen-Label hinzu, das alltagstaugliche Casual Wear, aber auch Higher Fashion im Programm hat. Kuschelweicher FairTrade-Cashmere und feine Merinowollgewebe sind die Materialhighlights für den Winter 2016. Neben Kleidern, Blusen und Röcken darf hier natürlich auch eine Culotte-Hose nicht fehlen. Gut kombinierbare lange Cardigans und Mäntel runden das Programm ab.

Frieda-Sand

Ebenfalls erstmalig dabei war das spanische Taschenlabel Maravillas Bags. Die lässigen bis schickeren Alltagsbegleiter begeistern nicht nur durch klare Formsprache und tolle Verarbeitung im eigenen Betrieb auf Mallorca. Neben IVN zertifizierten Bio-Ledern bietet Maravillas alle Modelle auch in Pinatex an. Schon lange habe ich darauf gewartet das neue vegane Lederersatzmaterial endlich mal live zu sehen und anzufassen. Pinatex wird auf Ananasblättern gewonnen und in einem chemisch-mechanischen Prozess zu einem nicht-gewobenen Material mit lederartiger, strukturierter Oberseite gepresst. Die Hoffnung ist, dass dieses Material schöner altert und besser nachfärbbar ist als erdölbasierte Kunstleder es sind. Zudem ist es biologisch abbaubar.

Die vegane Lederalternative ist nicht nur für Taschen interessant, sondern ganz besonders auch für Schuhe. Beim Schuhwerk könnte Pinatex neben der einfacheren Pflege auch durch eine bessere Atmungsaktivität gegenüber konventionellen Kunstledern glänzen. Beim veganen Schuhlabel Nae waren erste Modelle mit Pinatex zu sehen. Ich bin supergespannt, wie sich das Material im Alltag verhält und hoffe bei Zeiten darüber berichten zu können. Die in Berlin gezeigte Variante ist leicht strukturiert und sieht etwas so aus wie Crinkled Leather („geknittertes Leder“). Das Material ist weicher und leichter als Leder, macht aber einen robusten Eindruck.

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Neben ökologischen veganen Lederalternativen ist ökologische Bademode seit Jahren ein Lücke immer ansonsten mittlerweile recht umfassenden grünen Modeangebot. Das gerade gestartete spanische Label allSisters schickt sich an diese Lücke zu füllen. Die „Responsible Swimwear“ der Spanierinnen besteht aus recyceltem Nylon mit Elasthananteil. Das Material fühlt sich sehr gut an und macht einen hochwertigen, langlebigen Eindruck. Dazu sehen die Badeanzüge und Bikinis auch noch sehr schick aus, wobei mir die symetrischen Formen besser gefallen, als das Design im Bild unten. Alle Styles gibt es ausschließlich in schwarz und weiß, was gut zu den klaren und modernen Schnitten passt. Im eigenen Onlineshop gibt es bereits die gesamte derzeite Kollektion zu sehen.

allSisters

Auch eng mit dem Element Wasser verbunden sind die Jungs und Mädels von Langbrett, bei denen es um Wellenreiten und Longboarden geht. Langbrett betreibt eigene Läden in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg und ist einer der wenigen Händler in Deutschland, bei denen es die Patagonia Surf und Beach Kollektion zu kaufen gibt. Von Anfang an haben die Langbrettler auch eigene Produkte entwickelt und dabei stehts großen Wert auf eine maximal transparente und nachhaltige Produktion gelegt. So gibt es Strick-Sweater, Troyer und Mützen aus Mulesing-freier Merinowolle made in Germany sowie Hoodys und Shirts aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle made in Portugal. Seit letztem Jahr sind auch Schuhe im Programm, aus vegetabil gegerbtem Leder und mit einer Sohle aus Naturkautschuk und recycleten Autoreifen oder alternativ vegan mit Obermaterial aus Bio-Baumwoll-Canvas. Meines Wissens die ersten fairen und nachhaltigen Skate- und Longboardtauglichen Sneaker überhaupt. Sehr gut gefallen haben mir auch die mit vorgestellten Rucksäcke und Taschen von Millican. Das verwendete Material nennt sich „Bionic Canvas“ und ist ein Mix aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester mit sehr angenehmem und festen Griff. Imprägniert wird das Ganze mit Paraffin.

Langbrett

Schon ihren zweiten bzw. dritten Auftritt auf den grünen Messen hatten die Newcomer JAN ‚N JUNE, Lovjoi und Cus. Alle drei erweisen sich als Senkrechtstarter für moderne Streetfashion und haben mit ihrer tollen Entwicklung einen großen Anteil an meiner Begeisterung für diese Ausgabe der grünen Messen.
Das junge Team um Lovjoi-Gründerin Verena Paul hat seinen Sitz in der kleinen süddeutschen Stadt Riedlingen. Dort hat Lovjoi eine eigene Produktion in einer alten Werkstatt aufgebaut und liebt die Nähe zur Natur. Das Design der Kollektionen ist hingegen absolut urban und großstadttauglich. Farblich dominieren Schwarz, grau und weiß, aber auch ein paar blaue Teile sind dabei. Für den nächsten Winter gibt es unter anderem lange Sweat-Coats mit und ohne Kapuze und das sogar unisex, also auch für Männer. Aber auch sehr feminine Schnitte sind dabei, wie das Kleid Elling dessen Rockteil vorne kürzer gehalten ist. Alle Lovjoi-Styles sind vegan.

Lovjoi

Photo: Lovjoi

Aus der Großstadt Hamburg stammen JAN ‚N JUNE. Auch ihre Kollektionen sind komplett vegan und auch hier dominieren schwarz, weiß, grau und blau die Farbpalette. Besonders gefallen haben mir die Mäntel, Kimono-Cardigans und Stehkragen-Pullover aus kuscheligem Bio-Baumwollfleece. Sehr modisch, aber auch sehr tragbar und dazu wärmend auch ohne Wolle. Wie schon in vorrigen Kollektionen arbeitet JAN ‚N JUNE auch bei dieser Kollektion für einige Teile mit recyceltem Polyester. Diesmal sind ein Top, eine Bluse und ein Jumpsuit aus einem stark glänzenden, seidenartigen Material in petrolblau dabei. Echte Blickfänger.

JANNJUNE

Photo: JAN ‚N JUNE

Mehr Farbe, aber ebenfalls sehr klare und moderne Schnitte gibt es beim spanischen Label CUS aus Barcelona. Rot bis rosé ist dabei und auch ein dunklerer Curryton. Eine Stange mit viel schwarz gab es aber auch. Anders als in früheren Kollektionen gibt es bei CUS im Winter 2016 keine gemusterten Stoffe. Die Besonderheit liegt in den Schnitten mit häufig recht aufwendiger Nahtführung und vielen Panelen. Die Stil ist sportlich, aber fein. Richtig kombiniert können gerade auch die Kleider aus fließendem Lyocell/Tencel-Gewebe auch sehr gut als Abendgarderobe getragen werden. Da es mir komplett an Fotomaterial fehlt empfehle ich diesen auch sonst sehr lesenswerten FashionWeek-Rückblick vom Blog Green Friday für einen ersten Eindruck.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "FashionWeek Winter 2016: Ethical Fashion Show und Green Showroom"

1 | News: Fashion Week, neue Kollektionen & Beauty-Looks • Lovingfair

Februar 5th, 2016 at 13:47

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[…] der Berlin Fashion Week könnt ihr auf den Blogs My fair ladies, at/least, Green Friday und Grüne Mode […]