27 Sep, 2010
Keine Elefanten!
„Überladen“ mag es Manfred Rösler vom Hamburger Schuhlabel „Lindjan“ gar nicht. Das Design seiner Kinderschuhe ist deshalb schlicht – die Schuhe verzichten auf Motive wie Bären oder Elefanten, auch flippige Applikationen fehlen. So bleiben sie zeitlos und ermöglichen den Kindern – sagt Rösler – „einen unverfälschten Blick auf die DInge“.
Wem das zu pur erscheint, der mag sich die Pracht der Farben ansehen, die Rösler in seiner Kollektion durchaus anbietet – feuerrot, tiefblau oder sonnengelb. Die naturfarbenen (oben im Bild) sind die neue Variante für diejenigen, deren Kinder ihre ersten Schuhe womöglich einfach mal kosten, weil sie die Welt gerade mit dem Mund entdecken. Gefärbte Leder neigen bei Feuchtigkeit eben dazu, abzufärben. Trotzdem gehen die Bunten besser – vielleicht, weil nicht jeder Fleck sofort zu sehen ist.
Die Schuhe von Manfred Rösler – zu haben bis Größe 45 – sind indianischen Mokassins nach empfunden mit einer Sohle aus weichem Leder. Sie tragen sich eher wie Strümpfe und nicht wie festes Schuhwerk. Innen haben sie ein Lammfell oder eine Filzeinlage.
Es gibt nur eine Handvoll Hersteller von weichen Lederschuhen, die nach den strengen Richtlinien des IVN produzieren. Rösler ist darüber hinaus dem Gedanken der Manufaktur verpflichtet, wo um die Ecke und mit viel Handarbeit produziert wird – es ist sein Gegenprogramm zu einer globalisierten Welt.
Der Löwenanteil der Schuhe, die auf dem deutschen Markt landen, wird in Asien produziert – in den riesigen Schuhfabriken Chinas oder im noch billigeren Vietnam. Verkauft werden die Schuhe für wenige Euro im notorischen Discounter, den Preis zahlen die Umwelt und diejenigen, die die Ware nageln, nähen und kleben. Röslers Schuhe kosten rund 20 Euro – und sie sind robust. „Die Kinder wachsen eher raus, als das die Schuhe kaputtgehen“, sagt er.
Schuhe dürfen weder die Zehen, noch die Umwelt drücken. Rösler setzt auf die gute alte Tierhaut und Leder, welches ökologisch gesehen ein langes Sündenregister hat. Bedeutsamstes Problem ist die Gerbung, um das Leder haltbar zu machen. Durchgesetzt hat sich weltweit der Einsatz des Schwermetalls Chrom, das billig ist und einfach zu handhaben. Doch es ist ein gefährliches Umweltgift und deshalb eine Sackgasse.
Rösler setzt deshalb auf die pflanzliche Gerbung, etwa mit Eichen-, Mimosa- oder Kastanienrinden – traditionell wird in Fässern oder Gruben gegerbt. Das ist langwierig, kostet am Ende aber nur 10 bis 15 Prozent mehr und hinterlässt keine schwermetallhaltigen Abfälle. Metallfrei zu gerben sollte eigentlich zum guten Ton in der Schuhindustrie gehören – bislang werden erst etwa zehn Prozent des Leders weltweit pflanzlich gegerbt, weitere zehn Prozent werden chromfrei, aber nicht metallfrei gegerbt (etwa mit Titan).
Müssten die Firmen für ihre Abfälle bezahlen und obendrauf noch ihre mit Chrom belasteten Schuhe zurücknehmen, würde die chromfreie Gerbung sicher explosionsartig zunehmen. So gesehen sind die 24 bis 30 Paar Schuhe, die Rösler und Kollegin täglich in Hamburg fertigen, ein Vorbild für die ganze Branche. Zumal auch sonst kein Chemiecocktail auf den Schuhen landet.
Kleine Firmen wie die von Rösler sind Trendsetter – und wir sind als Kunden gut zu Fuß mit ihnen.
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label



