29 Sep, 2010
Clash der Modekulturen
Langersehnt und heiß begehrt: Der Gastblog von Glore-Gründer Bernd Hausmann über die Ethical Fashion Show in Paris. Sein Fazit: Ethno meets Junge Mode.
Bei der Frage von Kirsten etwas über die Messe in Paris zu schreiben, kam mir sofort mein Studentenjob als freier Mitarbeiter für den Lokalteil des Provinzblattes Fürther Landkreisnachrichten in den Sinn. Doch diesmal ging die Reise nicht zur Jahreshauptversammlung des Bienenzuchtvereins nach Puschendorf, sondern in die Stadt an der Seine und in die „New Docks“, der neuen Heimat der EFS und der Sitz des französischen Modeinstitutes.
Der Umzug in grössere und modernere Hallen hat der Messe sichtlich gut getan. Die rund 80 Aussteller konnten ihre Kollektionen in einem schönem und großzügigen Ambiente präsentieren, das zudem Platz für Modenschauen und Fachvorträge bot.
Eine Frage müssen sich momentan alle Fachmessen für grüne und ethische Mode stellen: Wie schaffe ich es, die Pioniere der Branche mit den Newcomern auf der Fläche zu zeigen? Auf der einen Seite stehen also die Marken, die sich sehr stark mit fairer Produktion und klassischen Naturmaterialien wie Wolle, Leinen und Baumwolle identifizieren, aber kaum auf aktuelle Modetrends eingehen und dem gegenüber die neue Generation von Labels, die sich von Kunst und Musik inspirieren lassen und die mit ihren I-phones und Macs hantierend, nicht mehr auf den ersten Blick als Ökos zu erkennen sind.
Auch auf der EFS kam es zum „Clash der Modekulturen“. Dort das peruanische Label Calicampo mit ihren naturgefärbten Alpacaponchos und einige Schritte weiter das preisgekrönte Label Shifumi von vier jungen Parisern Großstadtkindern, das sich selbst als „funky, fresh und trendy“ bezeichnet und auf den ersten Blick wie das kleine Schwesterlein von American Apparel wirkt. Größer könnte der Unterschied im Design, Schnitt und Image der Kollektionen kaum sein. Was jedoch beide verbindet, ist die faire und ökologische Produktion. Ich kam mir auf der EFS vor wie auf einer Familienfeier. Nur dass die Kinder nicht an einem extra Tisch sitzen, sondern neben den Eltern und sich über deren Geschichten langweilen und viel lieber draussen spielen würden.
Der Anspruch der EFS, die ganze Branche abzubilden, ist ein zu großer. Zumal sich die Big Player wie Kuyichi, Knowledge Cotton, etc. schön längst von den grünen Modemessen zurück gezogen haben. Da scheinen mir ein Messekonzept wie das der Biofach und der Innatex schlüssiger, die sich klar in einem Segment positionieren und die „Jungen Wilden“ den Berliner Messen überlassen. Da die Messe Frankfurt dieses Jahr die EFS gekauft hat, bleibt abzuwarten, ob sich der weltweit grösste Messeveranstalter mit kleinen Brötchen zufrieden gibt. In Paris haben sie jedenfalls schon laut darüber nachgedacht nach Deutschland zu kommen.
Unabhängig davon bleibt die EFS ein Treffpunkt der Szene und dient zur Vernetzung der Branche. Auch wenn die französischen Modemacher eher den Fokus auf das Ethische legen und die Kollektionen sehr „ethno“ wirken, ist der Einfluss der Messe mindestens in Frankreich nicht zu übersehen. Alle großen Radio- und Fernsehsender haben über die Messe berichtet und es bleibt zu wünschen, dass sich dadurch noch mehr Labels und Verbraucher für das Thema interessieren.
Für mich war es jedenfalls vor sechs Jahren die erste grüne Modemesse, die ich besucht habe und sie war damals meinungsbildend für mich und hat maßgeblich zur Gründung von glore beigetragen. Das haben die Bienenzüchter aus Puschendorf jedenfalls nicht geschafft.
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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