09 Aug, 2012
Baumwoll-Grünwäscher schließen Partnerschaft
Die grüngewaschenen Baumwollanbausysteme Cotton made in Africa (CmiA) und Better Cotton Initiative (BCI) rücken enger zusammen. Mit Pressemeldung vom 30.07.2012 wurde ein Partnerschaftsabkommen bekannt gegeben. Bereits seit 1. Juli können Modekonzerne mit BCI-Mitgliedschaft nun auch afrikanische Baumwolle aus dem CmiA-Programm über die BCI beziehen.
„Gemeinsames Ziel ist es, die Nachhaltigkeit von Baumwolle afrikanischer Kleinbauern effektiver und effizienter voranzutreiben und nachhaltige Lösungen für die Textil- und Modeindustrie in Europa und Nordamerika zu bieten“, heißt es in der Pressemitteilung. Ein ausgehöhlterer Nachhaltigkeitsbegriff ist mir selten untergekommen. Wie Grüne Mode berichtete ist die vermeintlich „nachhaltige“ Baumwolle schließlich weder ökologisch angebaut noch fair gehandelt.
Spannend ist nun, wie sich CmiA in Zukunft zum Thema gentechnisch verändertes Saatgut verhält. Bei der Better Cotton Initiative ist gentechnisch verändertes Saatgut ja erlaubt. Bei CmiA läuft diesen Sommer ein Moratorium gegen genmanipulierte Baumwolle aus. Auf Anfrage von Grüne Mode hieß es: „Cotton made in Africa bleibt frei von GMO. Hieran wird trotz Partnerschaft mit BCI nicht gerüttelt!“.
Sowohl BCI als auch CmiA haben Mitgliedsunternehmen aus dem Bereich des Lebensmitteleinzelhandels, die sich – wenn auch unterschiedlich deutlich – gegen gentechnisch veränderte Produkte in ihrem Sortiment entschieden haben. Das bezog sich freilich erstmal auf Lebensmittel. Dennoch ist es ein Hohn, dass Grüne Gentechnik nun ausgerechnet über vermeintlich „nachhaltige“ Baumwolle doch wieder Einzug in das Angebot erhält.
Als Mitglieder von Better Cotton sind erstmal Marks & Spencer, Migros, Tchibo, Walmart und Ikea von dieser Problematik betroffen. Wobei Tchibo, Walmart und Ikea sich nie klar zu einem Verzicht auf Grüne Gentechnik bekannt haben. Sollte sich CmiA irgendwann doch auch für „Technologieneutralität“ entscheiden, wie BCI die Erlaubnis von BT Baumwolle hübsch umschreibt, dann betrifft das auch die REWE Gruppe. Die hatte sich eigentlich verpflichtet, bei ihren Eigenmarken inklusive Futtermittel auf Gentechnik zu verzichten.
Wer sonst noch so alles bei der Better Cotton Initiative und bei Cotton made in Africa mitmischt seht ihr hier bzw. hier. Da zumindest BCI auf eine durchgängige Produktkennzeichnung verzichtet, ist es schließlich ganz gut zu wissen, wo überall vermeintlich „nachhaltige Baumwolle“ und im Zweifel sogar Gentechnik drinsteckt.
In einem westindischen Bundesstaat wird derweil über eine systematische Abkehr von gentechnischer Baumwolle nachgedacht, da diese den Bauern auch ökonomisch oft nur Nachteile einbringt. Vielleicht auch ein Anlass für BCI und CmiA nochmal neu über BT Baumwolle und am besten auch über Nachhaltigkeit insgesamt nachzudenken.
In jedem Fall fordere ich weiterhin beide Initiativen auf, umgehend den irreführenden Begriff „nachhaltige Baumwolle“ aufzugeben und die eigenen Ziele und Standards ehrlich zu kommunizieren.
Auch wenn ich mir eher große Sprünge wünsche, sperre ich mich auch nicht gegen kleine Schritte. Aber bitte nicht auch noch in die falsche Richtung und als grüner Sprinnt deklariert. Für so offensichtliche Um- und Irrwege haben wir wirklich keine Zeit.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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