15 Okt, 2014

Fasermarktreports

Textilfasermarkt 2013

Der globale Fasermarkt ist in Bewegung. Wie schon seit vielen Jahren wachsen die Anteile von synthetischen (erdölbasierten) und Cellulosefasern zulasten von Naturfasern wie Baumwolle und Wolle. Ökomodepionier_innen hätten diesen Trend wohl generell für problematisch gehalten und zugleich daraus ihre Daseinsberechtigung abgeleitet. Heute verändern wissenschaftliche Studien und Ökobilanzen die Sichtweise auf die Entwicklung. So manche Cellulosefasern und auch recycelte Synthetikfasern schneiden ökologisch besser ab als Naturfasern, zumindest wenn letztere nicht biologisch angebaut wurden (wir berichteten).

Die Fasermarktstudien von Textile Exchange (TE) betrachten den gesamten globalen Textilmarkt, also sowohl Bekleidungs- als auch Haushalts- und Wohntextilien. Dennoch passen die Zahlen zu dem, was sich in den großen Modehäusern und Handelsketten beobachten lässt. Polyester und Nylon beherrschen das Angebot. Insgesamt sind erdölbasierte Fasern für knapp 62 Prozent des globalen Faservolumens verantwortlich.

Baumwolle kommt an zweiter Stelle noch auf gut 30 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 4,1 % gegenüber dem Vorjahr. Bei Bio-Baumwolle liegt der Rückgang laut TE sogar bei 21 Prozent. Zugleich hat der Umsatz mit Bio-Baumwolle um rund 30 Prozent zugenommen. Was auf den ersten Blick wiedersprüchlich wirkt, erklärt sich durch den Abbau eines großen Angebotsüberhangs, der Baumwollbauern in der Vergangenheit dazu zwang, ihre Bio-Baumwolle als konventionelle Baumwolle zu verkaufen.

Dennoch ist selbst in den grünen Conceptstores nicht zu übersehen, dass Baumwolle (hier dann aus Bio-Anbau) zumindest in den Damensortimenten durch grüne Cellulosefasern wie Lyocell (Tencel) und Modal Edelweiß zurückgedrängt wird. Hauptgrund sind hier die fießenden, transparenten und oftmals leicht gläzenden Qualitäten, die sonst nur mit wesentlich teurerer Seide erreicht werden können. Im konventionellen Handel wird das Bild durch Polyester, Nylon und Viskose bestimmt. Alle 3 sind deutlich billiger als konventionelle Baumwolle und auch als grüne Regeneratfasern wie Tencel, Monocel oder Modal Edelweiß.

Der Anteil von Bio-Baumwolle am globalen Baumwollangebot liegt übrigens derzeit bei ca. 0,5 Prozent. Die gerne als „nachhaltige Baumwolle“ vermarkteten Anbaukonzepte Better Cotton Initiative (BCI) und Cotton made in Africa (CmiA) kommen hingegen bereits bei 0,6 Prozent bzw. 2,3 Prozent. Bio-Baumwolle gerät damit auch im Segment der alternativen Anbausegmente unter einen gewissen Druck.

Am Gesamttextilmarkt nehmen Cellulosefasern, zu denen sowohl konventionelle Viskosen als auch Lyocell (Tencel, Monocel) zählen mit 6,8 Prozent den drittren Rang ein, verzeichnen jedoch das stärkste Wachstum. Wolle kommt immerhin noch auf 1,3 Prozent. Dabei ist zu beachten, dass die Studie Jahrensvolumen misst und Wolle natürlich sehr saisonlastig ist. Zugleich sind Wollpullover, die zumindest überwiegend wirklich aus Wolle bestehen, im konventionellen Handel eine Seltenheit geworden. Die höheren Anteile liegen hier auch auf Produktebene meist bei Acryl, Polyester und Viskose.

Wie immer enthalten die TE-Studien auch Rankings der größten Verwender verschiedener Fasern. Im „Preffered Fibre Report“ erstmals dabei auch eine Top-5 für recyceltes Polyester. Nike führt hier vor Puma, h&m, G-Star und Prana. Eine sehr weite Verbreitung hat inzwischen auch Tencel gefunden. Zu den Top-Verbrauchern dieser Regeneratfaser zählen neben h&m auch Uniqlo, die Inditex Gruppe (Zara und weitere), Gap und Levi’s. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Tencel diesen Breitenerfolg weniger nachhaligkeitsbezogenen Erwägungen der großen Textiler verdankt, sondern die spezifischen technischen Eigenschaften sowie der gesunkene Preis die Hauptgründe der verstärkten Verwendung sind.

Die Executive Summeries der hier zusammengefassten Studien 2013 Organic Cotton Report und 2013 Preferred Fibers Market Report können bei Textile Exchange kostenlos heruntergeladen werden. Neben mehr Zahlen zur Marktentwicklung enthält der „Preferred Fibres Report“ zwei spannende Tabellen, in denen zum Einen verschiedene Baumwollanbaukonzepte und zum Anderen eine große Zahl verschiedenster Kunstfasern verglichen werden.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "Fasermarktreports"

1 | Birthe

Oktober 25th, 2014 at 12:35

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Ich möchte bitte betonen, dass man beachtet, dass Bio-Baumwolle genauso wie die konventionelle Baumwolle Unmengen an Wasser verbraucht – von der Anpflanzung bis zur Tshirt-Herstellung. Zudem ist Baumwolle eine Monokultur, dass bedeutet, dass man immer neue Anbauflächen benötigt. Kurz zusammengefasst: wir verbrauchen sehr viele Wasser- und Landressourcen der Erde. Egal, ob Bio oder kein Bio.

Menschen, die sich ökologisch und faire Kleidung kaufen möchten, sollten wissen, dass Bio-Baumwolle nicht das Non-Plus-Ultra ist. Ein guter Weg wäre, eine Mischung aus Natur- und Chemifasern, am besten recycelt.