18 Jul, 2008

Der Hosenfall

Neulich hatte ich Besuch von Buchautor Fred Grimm („Shopping hilft die Welt verbessern“), der wie alle grün angehauchten Männer darüber klagt, dass sie nichts anzuziehen haben – sozusagen ohne Hosen dastehen. Diese Männer sehnen sich nicht nach Krawattenknoten und Bügelfalten, aber mit den Styles, die die grüne Modeszene so anbietet, können sie nichts anfangen. Zum Repertoire gehören neben Jeans und Shirts nämlich nur noch Kapuzenshirts und Jogginghosen, mit denen allenfalls die Hipster in Los Angeles auf die Straße gehen. Deswegen bin ich jetzt auf der auf der Jagd nach Männersachen.

Als ich gestern in Berlin war, stand ich urplötzlich in Mitte vor einem neu eröffneten Laden. „Gaudreault Organics“ – benannt nach seinem Besitzer Christian Gaudreault – residiert in der Brunnenstraße 187 und führt nur – Männersachen! Und was hing da auf den Kleiderbügeln? Wieder nur das Eine! Rosa Shirts mit dem Aufdruck „Trees“, Kapuzenshirts und ausgebeulte Jogginghosen. Ernüchtert stelle ich fest: Wir brauchen ein Kompetenzteam XY – wo ist denn die Könnerschaft und die Sachkunde der meist männlichen Designer bei Sachen für die XY-Chromosomen-Träger geblieben? Facharbeiter vor, bitte.

Aber ich habe noch etwas gelernt beim Anblick des Ladenbesitzers, der durchaus weiberschütternd war (Achtung: dieser Blog-Eintrag ist un-anständig!) Die Müslis sind tatsächlich out. Mein Gott, der Mann war braungebrannt, durchtrainiert und auf der Stirn tätowiert. Ich meine, er sah aus wie Tony Tonnaer von Kuyichi oder Peter Ingwersen von Noir, beides grüne Modemacher, die es auch als Indianer Jones-Darsteller zu etwas gebracht hätten. Wo sind eigentlich diese erdverbundenen Puristen geblieben, diese Demeter-Jungs, die sich noch mit Mondphasen auskennen? Auf den Wochenmärkten an den Obst- und Gemüseständen sehe ich sie auch nicht mehr.

Nun, ich beobachte diesen Wandel auch bei den Kunden, die viel weniger erdig-esoterisch sind als früher. Die Kollektionen, die kommen, müssen das sicher berücksichtigen, sonst gibt es vorhersehbare Dissonanzen. Ich bin deshalb gespannt, was an diesem Wochenende in der „Green Area“ der Berliner Modemesse „Premium“ zu sehen sein wird. Gibt eine Modestrecke im Blog nächste Woche!

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Nachdem ich ja nun die „Weiße Weste“ präsentiert habe, zeige ich euch heute zum Vergleich, was die Macher des „Global Organic Textile Standard“ (GOTS) sich ausgedacht hat. Der GOTS gilt derzeit als das ökologische Nonplusultra. Leider fehlte bisher ein Bildzeichen. Jetzt ist es fertig.

Manche mögen einen Kaftan sehen, manche einen Sari, wieder andere ein Hemd – Ziel war es, etwas zu zeigen, was weltweit als Kleidungsstück zu erkennen ist, denn das Logo soll sowohl Kleidungsstücke in München, Maastricht, Mumbai oder Melbourne zieren.

Die Macher hoffen, dass mit dem neuen Zeichen auch die Verkäufe von grüner Mode explodieren – ähnlich wie bei dem sechseckigen Siegel, was die Biolebensmittel adelt.

So richtig mein Typ ist das Logo nicht. Es sieht ein bißchen nach Kirchgang aus und macht erschreckend wenig Lust auf die grüne Mode, von der ich immer behaupte, sie sei ein absolutes Must Have und man könne unmöglich mehr darauf verzichten. Aber das Logo schreit weder: „Kauf mich!“ noch: „Sprich über mich!“. Das ist schade, denn der Standard hätte eine raketenhafte Karriere verdient.

Sofern ich das erste Teil einer großen Marke ergattert habe, dass das neue Logo trägt, führe ich es vor. Gerüchteweise soll es sich um die korrekten Beinkleider der Jeansmarke Levi´s handeln. Der Konzern hat zwar über hundert Jahre gebraucht, bis er die ersten Eco-Denim anbot, aber jetzt soll die Farbe Blau halt grün werden. Mal sehen, wie lange die Hosen halten. Ich sticke jetzt in meine Kleidung immer eine Jahreszahl ein, um mal zu prüfen, wie lange ich Sachen trage. Zehn Jahre sollten bei einer Jeans schon drin sein. 2018 hätte sie dann ausgedient.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Okay, ihr wollt in Grün gehen. Ich auch. Wenn ich ein neues korrektes Leibchen gekauft habe, nagele ich es bei mir im Schreibbüro auf St. Pauli an die Wand und lasse mich davon beim Bloggen inspirieren. Wenn mich meine Nachbarn hämmern hören, kommt meist einer rüber und betrachtet mit mir gründlich und furchtlos den Neuerwerb.

Und dann kommt sie garantiert, die Frage: „Woran erkenne ich denn jetzt, dass dieses Kleidungsstück sauber und sozialverträglich hergestellt ist?“ „Na, am Label“, möchte ich dann sagen, aber leider stimmt das nicht. Bei manch grüner Ware steht wenigstens noch „Organic Cotton“ oder „100 Prozent Biobaumwolle“ drauf, aber ein einfaches, leicht erkennbares Zeichen hat bisher keiner zu bieten.

Und wie sollte es auch aussehen, habe ich mich gefragt? Das Zeichen, dass das Zeug hat, zum Markenzeichen für grüne Kleidung zu werden. Und ist es nur eines? Oder brauchen wir zwei? Ein Zeichen für „fair“ und eines für „bio“? Fällt mir überhaupt ein Symbol ein, was beides umfassen könnte? Da ich eine Schreiberin bin, fallen mir meist Sprachbilder ein. Dann fordere ich den „Stoff-Wechsel“ oder „Grün Couture“ oder klage über „Reiz-Wäsche“. Tja, und was hat man, wenn man ein lupenreines Gewissen hat? Eine weiße Weste.

Oben seht ihr ihn also, meinen Vorschlag. Vielen Dank an die wunderbare Illustratorin Vera, die ihn gezeichnet hat. Er soll euch inspirieren, mit mir zu überlegen, was für ein Label ihr euch wünscht. Was soll es leisten? Wie soll es aussehen? Wie viele Label sind eigentlich akzeptabel? Nur eins oder auch zwei? Ich freue mich auf eure Kommentare.

P.S. Ihr könnt vom 11. bis 17. Juli über den Superblog 2008 abstimmen unter www.hitflip.de/info/superblogs08. Bin nominiert in der Kategorie „Bloggerinnen“.

Hitmeister Superblogs 2008

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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04 Jul, 2008

10 Seiten von Tchibo

Ich habe Post – elektronische Post. Ihr könnt sie lesen, sie ist angehängt. Tchibo hat was zu sagen und wählt den Brief und den Blog als Sprachrohr. Zumindest hier lassen sie sich kinderleicht modernisieren. Das ist gut. Respekt verdient auch, dass Tchibo sich ernsthaft Mühe gegeben hat, auf die Aktion und die Forderung nach Transparenz zu reagieren.

Gut gestimmt sitze ich also vor der elektronischen Post und lese und lese und lese. Wow! Zehn Seiten hat Achim Lohrie, Leiter der Unternehmensverantwortung von Tchibo, geschrieben. Zehn Seiten, um auf eine simple Forderung zu reagieren, die sich in drei Sätzen formulieren lässt und einfach ausgedrückt heißt: Sagt öffentlich, wo und wie ihr produziert. Zehn Seiten, die man nochmal und nochmal liest, bis man schließlich merkt, dass man hier von oben herab erklärt bekommt, wie k o m p l i z i e r t die ganze Sache ist und der Konzern eigentlich machtlos.

Der Brief ist vollgemüllt mit mehr oder minder richtigen Fakten, mit realen und irrealen Argumenten, die sich dennoch leichtfüßig zusammenfassen lassen:

– Tchibo gibt zu, ein „Late Mover“ zu sein. Das Unternehmen sei spät gestartet und hätte noch keine lange Tradition beim „ökologisch-sozialen“ Optimieren seiner Geschäftstätigkeit. Erst öffentlicher Druck habe sie dazu veranlasst (S.3).

– Tchibo gibt zu, vieles liege im Argen. Die gesetzlichen Mindestlöhne in Entwicklungsländern reichten nicht aus, um den Lebensunterhalt der Beschäftigten zu decken; die Freiheit der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren sei nicht garantiert; Umwelt- und Sozialverantwortung spiele in den Verhandlungen zwischen internationalen Einkäufern und Lieferanten keine „regelhafte“ Rolle. (S.8)

– Tchibo behauptet, nichts tun zu können. Ein einzelnes Handelsunternehmen könne Arbeits- und Sozialstandards nicht durchsetzen. Es bedürfe eines „einheitlichen Vorgehens aller internationalen gesellschaftlichen Anspruchsteller“ (S.4).

Ach Herr Lohrie, das heißt, sie sind guten Willens und bekommen nichts auf die Reihe?

Ich traue ihnen mehr zu. Tchibo ist groß, Tchibo nimmt hohe Mengen ab und wird zumindest zeitweise exklusiv in Fabriken produzieren. Sie behaupten tatsächlich, sie könnten ihre Zulieferer nicht zwingen, ordentlich zu zahlen? Sie knechten ihre Zulieferer sonst doch auch mit engen Fristen und niedrigen Preisen und bei den Löhnen haben sie plötzlich keinen Einfluss? Und Gesetze? Es braucht keine Gesetze, Leute ordentlich zu bezahlen. Sie machen es sich schlicht zu einfach, wenn sie ihre Verantwortung in einem diffusen Netz von Beteiligten versickern lassen. Ein bißchen Gesetz, ein bißchen Tchibo, ein bißchen Konsument – und am Schluss ist keiner verantwortlich und nichts geschehen.

Dabei nehmen sie doch auch sonst penibel ihre Verantwortung wahr. Nämlich dann, wenn es um die Qualität ihrer Produkte geht. Dann kontollieren sie plötzlich messerscharf und gucken nach jeder Laufmasche. Tun sie also nicht so, als seien sie tatsächlich machtlos.

Und sie weigern sich, ihre Lieferanten öffentlich zu nennen und wollen keinen gucken lassen, um ihre Geschäftsgeheimnisse zu schützen und „wettbewerbsrelevante Daten“? So ein Quatsch. Ihre Konkurrenten wissen längst genau, wo sie produzieren, sie sehen ihr TCM-Label in den Nähstraßen und auch die Fabrikbesitzer reden freimütig darüber. Und was soll das mit dem Vertrauen? Der ganze Brief schreit: Vertraue mir. Ich denke immer noch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Auch deshalb hätte ich es besser gefunden, es fänden sich klare Aussagen, wann sie was erreicht haben wollen. In dem ganzen Brief nennen sie kein einziges Datum. Lapidar erklären sie, sie arbeiteten „unter Hochdruck“. Und das seit zweieinhalb Jahren. Die Kampagne für Saubere Kleidung bestätigte bei Spiegel Online, in der Praxis habe sich nichts getan – die konkreten Arbeitsbedingungen vor Ort hätten sich nicht verbessert.

Das ist nicht zufriedenstellend. Auch nicht nach zehn Seiten Brief. Ich bleibe in der Nähe, Herr Lohrie.

Antwort von Tchibo

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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24 Jun, 2008

Zweigleisig fahren

Saubere Sachen – was heißt das eigentlich? Keine Kinderarbeit, faire Löhne, Gewerkschaftsfreiheit. Sicher. Aber auch eine umweltverträgliche Produktion, die dafür sorgt, dass unsere Kleidung auf dem Weg vom Acker bis in den Schrank nicht durch Bäder von Chemikalien gezogen wird.

Bei der Debatte, die wir im Moment führen, geht es aber vor allem um Arbeitsrechte. Vor allem, weil diejenigen, die seit Jahren dazu Kampagnen-Arbeit leisten, ihre Wurzeln in der Gewerkschaft haben oder beim Thema Menschenrechte. Und weil umgekehrt die Umweltschutzorganisationen das Thema Textilien und die Chemie, die darin steckt, sträflich ignoriert haben.

Dabei wäre es fatal, wenn wir nur eine Seite der Medaille betrachten. Kleidung ist erst wahrlich clean, wenn sie sauber u n d sozialverträglich hergestellt ist.

Deshalb habe ich immer wieder für e i n internationales Label plädiert, was leicht erkennbar auf der Kleidung prangt und dem Kunden Sicherheit gibt, der Textilhersteller berücksichtige beide Erfordernisse. Und gleichzeitig dem Fabrikanten die Möglichkeit gibt, seine Leistung auch auszuloben.

Christine aus Hannover hat mich dafür in ihrem Blog-Kommentar aufs Korn genommen. Sie geht davon aus, dass ein Label, was „alles inklusive“ hat, zu lange dauert und bittet mich pure Sozialsiegel wie von der Fair Wear Foundation nicht zu leichtfertig auf den „Müllhaufen der Geschichte“ zu werfen – zumal gerade dieses Label hochgesteckte Ziele hat. Stimmt.

Bei den Bio-Lebensmitteln jedoch habe ich gelernt, dass die Kunden erst massenhaft auf die Alternative umstiegen, als das sechseckige EU-Biosiegel kam und die besseren Lebensmittel adelte. Bis dahin hatte es allzu viele Label gegeben und die Kunden waren verwirrt.

Deshalb plädiere ich für ein weltweit gültiges Siegel mit einem leicht erkennbaren Motiv – vielleicht eben mit einem Kleidungsstück drauf, was weltweit als Kleidung erkannt wird. Zugegeben, das ist ambitioniert. Wir sollten vielleicht Verbraucherschutzminister Horst Seehofer auffordern, sich dafür einsetzen, natürlich gleich EU-weit.

Es kann doch nicht sein, dass sich alles immer nur um Lebensmittel dreht. Nach den Lebensmitteln ist Kleidung nämlich das, was uns im wahrsten Sinne des Wortes am nächsten liegt.

Bleibt anständig angezogen.

P.S. Die meisten finden die Idee mit der Versteigerung der Protest-Shirts gut. Gibt es noch bessere Vorschläge? Sonst starte ich jetzt die Vorbereitungen und melde mich rechtzeitig.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Hier also der vorerst letzte Teil mit Antworten zu euren Kommentaren – wer sich nicht wiederfindet, mag sich beschweren. Ich gucke jetzt, wie das Fußballspiel ausgegangen ist und esse die Weintrauben.

Wer noch nicht weiß, worum es geht: Ich habe bei Tchibo T-Shirts mit ungewöhnlichem Schriftzug bestellt: „Gefertigt für Hungerlöhne“ stand drauf. Damit habe ich mich vor eine Tchibo-Filiale in der Hamburger Innenstadt gestellt und mit Kunden über Hungerlöhne, Kinderarbeit und die Verantwortung von großen Konzernen diskutiert. Nach 37 Minuten verweist mich die Polizei des Ortes. Ich blogge zu der Aktion und bekomme eine Flut von Zuspruch – aber auch Kritik.

# zweiterjanuar sagt:

20. Juni 2008 um 08:56

netter “Trick”. Respekt.

Ich frage mich schon seit längerem, wo ich denn nun FAIRE T-Shirts kaufe. Ist es bei Firma AA, deren Chef für sex. Belästigungen bekannt ist, ist es Firma T, die in dunklen Zeiten erfolgreich waren oder eine Organic-Shirt bei der Firma, mit denen der Kafferöster zusammenarbeitet?

Ich bin kein Fan von American Apparel, nicht nur, weil deren Chef seine Mitarbeiter sexuell belästigt, auch weil eben nicht alles in Downtown L.A. hergestellt wird! Obendrein denken viele Leute, die Ware sei auch aus biologisch angebauter Baumwolle. Dieses Bio-Sortiment kann man aber mit der Lupe suchen! Einfach gesagt: zu viel Marketing, zu wenig Substanz.

Mit Firma T ist Trigema gemeint? Hier gilt dasselbe: ich hätte gerne Kleidung, die nicht fair hergestellt ist, sondern möglichst auch sonst clean, sprich auf dem Weg vom Acker bis in den Schrank nicht durch Bäder von Chemikalien gezogen ist.

Spreadshirt hat Ware aus biologisch angebauter Baumwolle – organic cotton – das ist hervorragend. Ich weiß nicht, ob nur die Baumwolle auf giftfreien Äckern wurzelt oder auch während der Verarbeitung – etwa beim Bedrucken – mit weniger Chemie gearbeitet wird? Aber per se ist jeder Bio-Acker mehr gut, denn das heißt, dass die Pflanzen nicht mit Dünger und Pestiziden gepäppelt wurden.

# Jan-Niklas sagt:

20. Juni 2008 um 10:36

Leider noch was hinzufügen: “Ich frage mich schon seit längerem, wo ich denn nun FAIRE T-Shirts kaufe. Ist es bei Firma AA, deren Chef für sex. Belästigungen bekannt ist, ist es Firma T, die in dunklen Zeiten erfolgreich waren oder eine Organic-Shirt bei der Firma, mit denen der Kafferöster zusammenarbeitet?”

Haha, ja, genau so habe ich meine Recherchen in dem Bereich auch erlebt. Außerdem gibt’s in der Regel nur XL und das ist für mich leider zu wenig. Hoffe auf weitere Entwicklung

Also Shirts gibt es schon eine Menge, Jan Niklas. Wenn du aber einen besonderen Dress Code im Job erfüllen musst, wird es schon eng. Das Sortiment erweitert sich aber gerade über Jeans und Shirt hinaus – bitte etwas Geduld.

Ekelbeere sagt:

20. Juni 2008 um 12:36

Sicher ist es richtig, dass viele Firmen Ihre Artikel, seien es nun Klamotten oder sonstige Produkte, im Ausland produzieren lassen und oftmals werden dafür sicher auch nur Hungerlöhne gezahlt und was meiner Meinung nach viel schlimmer ist, sind sicher auch öfter als gewollt Kinder an dieser Arbeit beteiligt.

Nur wie will man das verhindern? Wie hier ja schon beschrieben wurde würden viele auch mehr für Klamotten ausgeben. Ich habe da gerade mal in meinen Kleiderschrank geschaut und festgestellt, dass auch in den Jacken und T-Shirt von namenhaften und nicht gerade günstigen Herstellern, wie beispielsweise sOliver, “Made in Turkey” zu finden ist. Und seien wir mal ehrlich, diese Shirts werden in den gleichen Fabriken gefertigt, wie Billigartikel. Ich habe zum Beispiel kein T-Shirt von H&M im Schrank, in dem nicht steht “Made in Bangladesch”. Also, wo kauft Ihr eure Klamotten?

Sicherlich sollten Firmen, die Ihre Produkte im Ausland produzieren lassen die Produktion dort überwachen. Aber eine ständige Überwachung ist da meines Erachtens sicher nicht möglich.

Soweit wie ich diesen Beitrag nun verstanden habe, stört man sich hier daran, dass also die gekauften T-Shirts in Billiglohnländern hergestellt wurden. Und was hat nun Tchibo damit zu tun?

Gut sie haben die Firma Spreadshirt auf Ihrer Hompage verlinkt, nur sowohl auf derRechnung als auch in der Korrespondenz taucht Tchibo eigentlich gar nicht auf.

Ohne, dass ich eine Firma verteidigen will, kann ich nur folgendes anmerken: Wenn man sich die Tchibo Homepage mal etwas genauer anschaut, findet man dort auch folgendes: “Sie können somit die Baumwolle Ressourcen schonend anbauen, ihre Familien besser ernähren und vor allem ihre Kinder zur Schule schicken – ein wichtiger, wenn nicht der entschei–dende Punkt im Kampf gegen die Armut.” oder Wir verpflichten alle unsere Produk–ti–ons–partner vertraglich zur Einhaltung unseres Sozial–kodex, dem so genannten Social Code of Conduct.”,… und das schon nachdem ich mich nur 5 Minuten dieser Angelegenheit auseinandergesetzt habe.

Sicherlich bleibt hier die Frage, ob diese Grundsätze auch immer eingehalten werden, nur hab ich diese auf der Homepage von Spreadshirt gar nicht erst gefunden…

Also zum Duett von Tchibo und Spreadshirt habe ich mich schon in den ersten zwei Teilen geäußert. Das war ein Angebot von Tchibo auf der Tchibo Homepage. Wie gesagt, wenn ich Äpfel bei Edeka kaufe, verklage ich hinterher auch nicht den Großmarkt.

Vielleicht ergänzend:

  • Tchibo kann über Lieferverträge Arbeitsbedingungen erzwingen (und kontrollieren), die Gewerkschaftsfreiheit, Arbeitszeitbegrenzung und existenzsichernde Löhne garantieren sowie Kinderarbeit ausschließen. Ein Plus beim Arbeitslohn würde das Shirt nicht drastisch verteuern, die Lebensqualität der Näherin aber vervielfachen.
  • Tchibo kann den Kunden mehr Sicherheit geben und für Transparenz sorgen. Natürlich können sie eine Liste ihrer Lieferanten ins Internet stellen, damit unabhängige Kontrolleure jederzeit sehen können, woher die Tchibo-Produkte kommen. Es ist nicht wirklich damit zu rechnen, dass Horden von Bloggern sich sofort auf den Weg machen und die armen Hersteller überrennen, um selber nachzuschauen.
  • Tchibo kann jetzt anfangen, den Anteil der Biobaumwolle in ihren Produkten kontinuierlich zu erhöhen, z.B. jedes Jahr um fünf Prozent, um in 20 Jahren komplett umgestellt zu haben. Bei „Better Cotton“ – wie jetzt im Prospekt ausgelobt – handelt es sich nicht um Biobaumwolle, sondern um Baumwolle, die „nur“ weniger gespritzt ist. Ich versichere, das ist noch Musik drin, soll heißen: Verbesserungspotential.

# Manuel sagt:

20. Juni 2008 um 12:42

Nun ja, zum einen absoluten Glückwunsch zur Aktion – und dem erreichten Medienecho. Das muss der Neid Ihnen lassen.

Allerdings wird hier doch einiges durcheinander gemischt, was eher getrennt wird. Sie haben Spreadshirt als “trojanisches Pferd” benutzt, um Tchibo für seine Kleidung anzugreifen. Aber genau recherchiert, woher ihre T-Shirts mit dem Aufdruck nun kamen, haben sie nicht. Dabei wäre das ganz einfach gewesen:

Woher kommen denn nun die Shirts von Frau Brodde?

Ich habe bei Tchibo bestellt, Tchibo hat geliefert und Tchibo hat auf Nachfrage geantwortet. Was soll das? Ich habe zunächst bei Spreadshirt präzise nachgefragt, woher die Shirts kommen, dann bei Tchibo. Genannt wurden mir von Tchibo die Herkunftsländer, mehr nicht, damit ich nicht vor Ort „Räuber und Gendarm“ spielen kann.

Ich habe sehr wohl zur Kenntnis genommen, Manuel, dass du sicher bist, die Shirts stammen von Continental. Wo produziert Continental? Du hast lange für Spreadshirt gearbeitet. Bitte komme mir nicht damit, dass Continental eine Öko-Schiene habe und Spreadshirt auch. Stimmt! Aber du weißt sehr genau, dass das nur ein Bruchteil des Sortiments ist und kein Persilschein für alles. Das gilt auch für „Code of Conducts“ – wenn deren Einhaltung nicht kontrolliert wird, lässt sich das soziale Gewissen der Unternehmen mit einer Unterschrift unter einem solchen Schriftstück allzu leicht befriedigen. Das reicht einfach nicht.

Spreadshirt ist kein „Bauernopfer“, mag sein, dass die Presseabteilung nur unklug reagiert hat, aber Spreadshirt hat eigentlich Recht – sich mit mir als Kundin auseinandersetzen muss Tchibo!

Wenn alles so wunderbar wäre, meinst du, Tchibo hätte auf der Website verkündet, die bedruckbaren Shirts seien mittlerweile vergriffen?

Im übrigen habe ich auf deinem Blog gelesen, dass du sehr wohl Schwachstellen bei Tchibo siehst, bei der Forderung nach mehr Transparenz und damit mehr Kundensicherheit sind wir offenbar nicht weit auseinander.

Und ja, ich pflege einen scharfen Stil – ohne knallharte politische Arbeit wird sich am Geschäftsgebaren von Tchibo&Co. wenig ändern. Bloggen und auf der Straße stehen schließen sich nicht aus. Findest du das nicht auch?

Frische Ergänzung: Vielen Dank für den netten Kommentar um 22 Uhr 41 zu den Web 2.0 Techniken. Bis bald. Ich denke, ich höre von dir.

Und nun an alle! Was haltet ihr vom Versteigern der Shirts? Ich würde den Erlös an die Kampagne für saubere Kleidung spenden, die seit Jahren akribische Recherchen und schlagkräftige Kampagnen verbinden.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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21 Jun, 2008

Nehmt dies auch noch!

# Daniel sagt:

19. Juni 2008 um 18:50

Sorry, aber die Darstellung der Aktion in den Medien ist wirklich unpräzise und Ihre Aktion nicht wirklich überlegt. Gerade die T-Shirts die Sie eingesetzt haben sind von Spreadshirt und nicht aus den üblichen Tchibo Einkäufen. Ich weiß nicht, woher spreadshirt seine Waren bestellt, aber zumindest hatten Sie auch Sachen mal von Trigema, die gänzlich aus Deutschland kommen.. Insofern bitte beim nächsten Mal richtig informieren und nicht so halbgare Aktionen machen..

Kirsten: Daniel, bitte sieh, was ich Andreas im ersten Teil zu Tchibo und Spreadshirt geschrieben habe und zu konkreten Forderungen.

# Christian sagt:

19. Juni 2008 um 19:42

Ich finde die ganze Aktion einfach nur dämlich und vor allem verlogen.

Das ganze Geschrei nach besseren Arbeitsbedingungen und höhreren Löhnen in der dritten Welt, in diesem Fall in der Textilindustrie, ist totaler Schwachsinn. Erzähl mal einem Hartz-IV-Empfänger dass er seine Klamotten künftig für den 10-fachen Preis kaufen soll. Das funktioniert einfach nicht.

Ich selbst habe ein Jahr in Bangladesh gelebt und gearbeitet. Ja, die Bedingungen dort sind nicht ansatzweise mit den deutschen vergleichbar. Monatslöhne von nur rund 10-15 Euro sind absolut keine Ausnahme. Auf der anderen Seite kann man eine Mahlzeit für wenige Cent bekommen. Alles andere ist auf einem ähnlich niedrigen Preisniveau. Dort funktioniert die Wirtschaft wie hier – niedrige Löhne + niedrige Preise dort und etwas höhere Preise und höhere Löhne hier. So einfach ist das.

Warum gehen denn die Firmen ins Ausland zum Produzieren ihrer Ware?? damit wir uns die Sachen überhaupt leisten können. Erhöhen wir die Kosten im Ausland verteuert sich bei uns die Ware und alle schreien auf. Wollen wir das wirklich? Ich denke nicht.

Das Schreien nach sozialer Gerechtigkeit und Umweltverträglichkeit ist ja verständlich, aber man sollte auch überlegen, was die Konsequenzen wären.

Christian, soziale Gerechtigkeit muss weltweit gelten – wenn sich die Armen in Deutschland und die Armen in Bangladesh gegeneinander ausspielen lassen, dann werden am Ende beide verlieren. Und: es ist nicht richtig, die niedrigen Löhne und Kosten in Bangladesh mit höheren Löhnen und Kosten in Deutschland zu vergleichen. Es ist ja nicht wirklich so, dass die Menschen in Bangladesh mit ihren niedrigen Löhnen eifrig Autos, Farbfernseher und Waschmaschinen kaufen. Das, was Tchibo und Konsorten an Löhnen zahlen, reicht selbst in Bangladesh kaum zum Überleben aus.

Und denk`dran, die Lohnkosten machen nur einen winzigen Bruchteil des Ladenpreises aus. Vom zehnfachen Preis kann keine Rede sein!

# Wokoban sagt:

19. Juni 2008 um 19:55

An sich eine tolle Aktion, wenn da nicht ein paar Haken wären:

– warum haben Sie die Hemden nicht gleich aus der Öko-Linie bestellt

– welchen Bezug haben Sie auf die konkreten Produktionsbedingungen?

Weder wissen Sie, dass die Hemden wirklich für Hungerlöhne und am besten noch durch Kinderarbeit hergestellt werden (zumindest habe ich Ihrerseits keinen einzigen Satz diesbezüglich lesen können), noch geben Sie irgendeine konkrete Aussage in diesem “Happening”, wie man sich besser verhalten soll als Konsument(in). Nur den mahnenden Finger ausstrecken ist leicht getan und dient oft nur der eigenen Publicity.
Da kann man auch sagen, dass Sie sich dieses Medienecho Dank der angeblichen Kinderarbeit herbeigeführt haben – auf dem Rücken der Kinder, die ihre beiden Hemden haben nähen müssen. Sehr unsozial…
OK, das ist jetzt sehr zynisch, aber mir fehlt es bei Ihrer Aktion an Glaubwürdigkeit, da nur das einfache Anklagen für mich reine Effekthascherei ist. Schade, Sie hätten viel mehr daraus machen können. So wirkt es eher, dass Sie sich selber darstellen wollen – und das kommt arg selbstverliebt rüber. Ganz nach dem Prinzip “schaut her, was für ein toller Gutmensch ich doch bin”… schade…
Naja, vielleicht ‘entwickelt’ sich ja Ihr Projekt noch. Dafür wünsche ich Ihnen Erfolg. Für das Projekt, wie es jetzt ist, hoffe ich, dass es schnell wieder in der Medien-Senke verschwunden sein wird.

Bedruckbare Öko-Shirts gab es nicht von Tchibo!
Und: Die Produktionsbedingungen sind miserabel, davon habe ich mir mit eigenen Augen vor Ort überzeugen können, Wokoban. Möglicherweise fanden Sie die Aktion kritisch, aber die Fakten sind lange bekannt und trotz der Rhetorik der Unternehmen hat sich an den Arbeitsbedingungen in der Praxis nicht viel geändert.

Und Tchibo könnte jeden Medientrubel vermeiden, wenn sie nur eine simple Selbstverständlichkeit umsetzen würden: Offen legen, aus welchen Fabriken ihre Klamotten kommen, und wirklich unabhängige Beobachter dort recherchieren lassen. Bis heute sagt Tchibo nicht, wo sie produzieren lassen. Aber ohne wirkliche Kontrollen wird sich in den Produktionsländern gar nichts ändern. Wenn Tchibo nichts zu verbergen hat, sollen sie mich in ihre Fabriken lassen – natürlich auf meine Kosten, aber auch zu meinen Bedingungen.

Und, apropos zur Alternative, die Sie fordern. Die gibt es doch längst. Schon lange fristen diese sauber und sozialverträglichen Klamotten auch kein Nischendasein mehr im Internet, sondern haben die Haupteinkaufsstraßen erobert. Wo wohnen Sie? Ich gebe durchaus Tipps, wenn der Rummel um die Aktion abgeklungen ist.

# AP sagt:

19. Juni 2008 um 20:59

@ Christian und Jean-Paul: Es stimmt einfach nicht, dass wir hier für alles 10x höhere Preise hätten oder 24.000 für einen Apple PC ausgeben müssten, wenn in den Produktionsländern existenzsichernde Löhne gezahlt und das Verbot der Kinderarbeit durchgesetzt würde. Nach einer niederländisch/schweizer. Studie (https://www.fair-computer.ch/cms/index.php?id=136&L=1) die gerade veröffentlicht wurde, verteuerte sich ein PC mal gerade um 50 CHF/ 30 € und bei den T-Shirts sprechen wir über Rappen/Centbeträge. Und dass man durchaus fair produzierte Textilien zu einem konkurrenzfähigen Preis anbieten kann, machen hier in CH Firmen wie COOP (Naturaline) und Switcher längst vor.

@ Kirsten Brodde: Dennoch, das kritische Gefühl gegenüber dieser Aktion bleibt: Warum ausgerechnet Tschibo/Spreadshirt? Wo wurden diese Shirts denn nun gefertigt? Bei Spreadshirt spielt es meines Wissens durchaus eine Rolle, woher die Shirts kommen und Tschibo ist nun wenigstens den halben Schritt gegangen und hat auch fairen Kaffee (leider allerdings nur mit dem Logo der Rainforest Alliance, das durchaus umstritten ist). Was konkret werfen Sie diesen beiden Firmen vor?

Warum Tchibo? Ich habe Andreas dazu ausführlich geantwortet. Tchibo ist kein unbeschriebenes Blatt, was die Verletzung von Arbeitsrechten angeht. Aber ich stimme zu: Es kann nicht nur um Tchibo gehen, sondern um die Verbesserung der knochenharten Bedingungen, die in der gesamten Textilindustrie gang und gäbe sind. Ein Konzern wie Tchibo hat ökonomische Macht und kann sehr wohl voran gehen.

# Swen sagt:

19. Juni 2008 um 22:10

Haben die Polizisten tatsächlich einen Platzverweis ausgesprochen, wie bei SPON dargestellt? Das fände ich doch etwas befremdlich.

Lieber Swen, siehe meine Antwort auf bc weiter oben, Tchibo hat die Polizei gerufen, die kamen mit drei Mann und haben mich aufgefordert, den Platz zu verlassen. Ich hatte kein Interesse an einer weiteren Eskalation.

# Gerhard Hardt sagt:

19. Juni 2008 um 23:58

Also alles lediglich ein Promotion-Gag für Ihr Buch?

Nicht wirklich, Gerhard – das Buch ist eher ein Promotion-Gag für eine bessere Welt.

     
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21 Jun, 2008

Nehmt dies, Blogger!

Setzen, Sechs – hat mir ein Blogger attestiert, weil ich so lange für das Antworten brauche. Andere, wie Robert Basic vom Blog basicthinking meinen, ich würde das „weblaufen“ schon noch lernen. Danke für das Vertrauen, Robert!

Die über 90 Bio-Weintrauben links symbolisieren die Blog-Einträge bis jetzt – die allermeisten waren positiv, einige kritisch. Rein quantitativ bin ich im „grünen Bereich“ – jetzt also ein Wort zu den roten Trauben.

# neugieriger sagt:

19. Juni 2008 um 16:50

nun ja, die aktion fuer faire t-shirts ist nicht schlecht. nur wie siehts denn dann mit den ikea gardinen aus, die so schön auf dem spiegel foto zu sehen sind…. hat mensch beim einkauf derer auch drauf geachtet dass da keine kinder beim nähen für die schweden tätig waren?

Kirsten: Gute Frage – bislang habe ich mich vor allem mit Kleidung beschäftigt, aber jetzt eine Email an Ikea geschrieben – Danke!

# Jan-Paul sagt:

19. Juni 2008 um 17:15

Es gibt keine “faire Welt” und man kann sich dem “Unfair-sein” nicht entziehen. Hinsichtlich des Punktes der freien Meinungsäußerung schließe ich mich dem Vorredner an.

Zuviel Fatalismus! Wenn wir uns ansehen, wie viel Sklavenarbeit es vor 100 Jahren gegeben hat und was erreicht wurde, dann erkennt man eben doch, dass es sich lohnt, für eine fairere Welt zu kämpfen. Tatsächlich wird „fair“ aber heißen, dass unser Lebensstil weniger luxuriös wird. Und, Jan-Paul, bei allem Respekt, es gibt eine Menge Ballast, der sich leichtfüßig abwerfen lässt. Merci für den Zuspruch wegen der freien Meinungsäußerung!

bc sagt:

19. Juni 2008 um 17:24

Ist mir nicht ganz klar. Sind sie freiwillig gegangen, weil die Aktion ihr Ziel erreicht hatte – oder wurden sie von der Polizei dazu aufgefordert? (Platzverweis?) Wie ist die Rechtslage?

Keine Ahnung, bc, die genaue Rechtslage ist mir auch unklar, obwohl ich viele private Mails bekommen habe, die mir Auszüge aus dem Hamburger Polizeirecht geschickt haben, damit ich das prüfen kann. Mir wurde von der Polizei gesagt, ich müsste den Platz dort verlassen.

# Andreas sagt:

19. Juni 2008 um 17:34

So ganz verstehe ich das nicht. So weit ich weiß, ist Spreadshirt sehr bemüht ökologisch zu produzieren. Die Druckerei steht hier in Leipzig bei mir um die Ecke, da arbeiten keine Kinder. 😉 Und was die Shirts angeht, hatte ich immer den Eindruck, das Spreadshirt sehr auf die Herkunft achtet, z.B. durch die Benutzung von Produkten von American Apperal, die eben darauf achten, dass die Shirt fair hergestellt werden. Also, was genau werfen Sie denn Spreadshirt vor???

Andreas, ich habe Tchibo attackiert, weil Spreadshirt als Subunternehmer eigentlich aus dem Rennen ist. Wenn Tchibo eine Werbeaktion macht und ich bei Tchibo bestelle, ist es ein Tchibo-Shirt.

Wenn ich bei Edeka einen Apfel kaufe, schiebe ich auch nicht hinterher dem Großmarkt den schwarzen Peter zu! Und sehe Tchibo das nicht genauso, wäre der Konzern niemals mit mir in den Ring gestiegen.

Und es geht auch nicht nur um diese zwei Shirts, sondern die gesamte Billigware von Tchibo, die mehrfach im Visier der Kampagne für Saubere Kleidung war. Bis heute, sagt deren zuständige Expertin Gisela Burckhardt, habe sich trotz der Rhetorik nichts an den konkreten Arbeitsbedingungen vor Ort geändert. In der schon 2005 kritisierten Fabrik arbeiteten die Arbeiter weiterhin für den Mindestlohn von 18 bis 24 Euro im Monat, was nicht zum Überleben reiche.

Ich bin – wie andere Expertinnen, die seit Jahren Textilfabriken in Asien besuchen – überzeugt, dass es helfen würde, wenn die Hersteller die Namen ihrer Zulieferer im Internet veröffentlichen würden und sich damit öffentlicher Kontrolle aussetzen. Das ist ein kleiner Schritt mit großer Wirkung.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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20 Jun, 2008

Web 2.0 Techniken

Der Kommentar von Manuel ist absolut richtig. Es warten über 70 Kommentare darauf, beantwortet zu werden. Ich habe mich umgesehen, wie andere Bloggerinnen und Blogger das lösen und würde gerne ähnlich reagieren – mit einer Sammelantwort im Blog, die einzelne Fragen aufgreift. Ich bitte aber darum, mir etwas Zeit zu geben und das Zug um Zug zu erledigen. Die Aktion in Hamburg war gestern und außer dem Blog läuft auch das Telefon heiß.

Per se finde ich es nicht verwerflich, mit einer konfrontativen Aktion ein Medienecho zu erzeugen. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen in stiller Einkehr von selbst auf die Idee kommen, sauberer zu produzieren. Es geht auch nicht nur um Tchibo, sondern um Produktionsbedingungen, die in der Textilindustrie gang und gäbe sind und dazu führen, dass Menschen fast rund um die Uhr schuften, damit andere sich billige T-Shirts leisten können. Denkt daran: die Lohnkosten machen nur einen winzigen Bruchteil des Ladenpreises aus.

Ich glaube auch nicht, dass Firmen ihre Lieferanten nicht nennen, weil sie wirklich fürchten, dass sich Horden von Bloggern aufmachen, um selbst nachzuschauen, sondern weil immer noch zuviel im Argen liegt. Zugegeben, ich war nicht dort, wo mein Shirt her kam – Tchibo hat nur die Länder Türkei, Pakistan und Bangladesh genannt. Und was heißt hier „nur“ Hungerlöhne! Fängt das Recht, als Kundin lautstark Fragen zu stellen, erst bei Kindern in einem Kellerloch an, die man selber loskettet? Sicher nicht.

Ich war auf Recherchereisen in den vergangenen Jahren in vielen Produktionsstätten und die Bedingungen waren eben nicht wunderbar. Parallel dazu habe ich beobachtet, wie der Markt für grüne Mode wächst, es gibt also eine Alternative. Natürlich, auch da wird sich noch Spreu vom Weizen trennen, nicht alle Unternehmen sind im grünen Bereich. Ich habe mich deshalb gefreut, dass einige Blogger die Gelegenheit genutzt haben, auch Kommentare zu diesem wachsenden Markt zu schreiben und zur „Revolution im Kleiderschrank“. Nur – verzeiht das Pathos – das Gute blitzt nur im Bösen und deshalb finde ich es richtig, die dunkle Seite der Textilproduktion zu beschreiben. Die meisten Kommentatoren sehen das übrigens genauso.

Einige von Euch haben die Gelegenheit ergriffen, auch auf einander zu antworten. Diesen Bloggern danke ich insbesondere und 1000 Dank für den ganzen Support.

Bitte gebt mir noch etwas Zeit, mich zu sortieren. Als nächstes soll es um die Kooperation von Tchibo und Spreadshirt gehen, für viele war das viel zu kryptisch, was ich dazu geschrieben habe.

Bleibt anständig angezogen.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Madonna singt: „You´ve got only four minutes to save the world“. Ein bißchen mehr ist es schon. Erst nach 37 Minuten kommt die Polizei mit Minna und drei Beamten, um meine Aktion vor der Tchibo-Filiale in der Hamburger Innenstadt zu beenden.

Bis dahin hatten sich eine Menge Passanten nach meinem T-Shirt erkundigt – dazu hatte ich sie schließlich aufgefordert und eifrig erzählt, welche knochenharten Bedingungen in der Textilindustrie gang und gäbe sind. Tchibo sagt, ihre Kunden interessieren sich nicht dafür. Stimmt nicht. Die meisten würden schon ein paar Cent mehr bezahlen, wenn ihre Kleidung sauber und sozialverträglich hergestellt wäre. Und das geht.

Bereits morgens im Zeitungsladen sprachen mich die ersten an. Ist das ein Protest? Aber nicht bei uns, oder? Manche hielten mich auch für eine streikende Tchibo-Mitarbeiterin, die die skandalösen Geschäftspraktiken ihres Arbeitgebers anprangerte. Und mein Lieblingsspruch anläßlich des friedlichen Protests: „Sie sehen gar nicht aus wie eine Banditin!“

Bin ich auch nicht, nur eine Bloggerin, die Tchibo mahnt, nicht am anderen Ende der Welt in Bangladesch oder China so die Löhne zu drücken, nur damit wir hier billige Shirts kaufen können. Und jemand, der ein Buch schreibt über die Mode, die ohne Gift und mit mehr Gerechtigkeit hergestellt wird – Grüne Mode eben.

„Sie müssen zur Konzernspitze“, sagte eine Passantin. Geht nicht. Die haben heute Hauptversammlung. Und mir geht auch nicht um Ressentiment gegen große Konzerne, sondern um die Modernisierung einer Branche, deren Kunden längst weiter sind als sie selbst. Die wissen wollen, wo und wie produziert sind und die Geschichte hinter ihrem Produkt kennen wollen. Das wollte ich zeigen und die Hanseaten sind gar nicht so unnahbar, wie es immer heißt.

Weil ich alleine war, hält die Hamburger Polizei das jetzt nicht für eine unangekündigte Demonstration, sondern für eine freie Meinungsäußerung. Über das Versammlungsrecht bin ich belehrt worden. Die zwei Tchibo-Mitarbeiterinnen in der Filiale haben argumentiert, solche T-Shirts, wie ich eins trage, hätten sie gar nicht. Aber der Kaffeeröster hat es für mich bedruckt und mir für 14,90 plus Versand verkauft. Das hat die Polizei sehr amüsiert. Für mich Öko-Guerilla-Bloggerin ist die Sache beendet. Der Tchibo-Truppe für Unternehmensverantwortung kann mein Protest nur nützen. Ihre Arbeit wird von einer kritischen Öffentlichkeit begleitet. Erzählen Sie das ihrem neuen Chief Executive, Herr Lohrie.

Ich schreibe jetzt das nächste Kapitel meines Buches.

Bleibt anständig angezogen.

https://www.spiegel.de/fotostrecke/0,5538,32621,00.html


     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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